ManyPod

Transkript

Zurück zur Episode

00:00:06: Diese Briefe, die uns an uns geschickt wurden, sind auch stellvertretend an die Menschen geschickt worden, die von NSU betroffen sind und von Harnau betroffen sind.

00:00:13: Weil die Solidarität, die hat ja kein Mindesthaltbarkeitsdatum.

00:00:18: Wir vertrauen den Staat nicht, wir vertrauen euch.

00:00:35: Zwei von vorwiegend türkischen Familien bewohnten Mietzhäusern in der Ratzeburger Straße und in der Mühlenstraße legten zwei junge Neonazis Feuer.

00:00:47: Viele Menschen erlitten Rauchvergiftung oder verletzten sich schwer beim Versuch ihr Leben und das ihrer Kinder zu retten, indem sie aus den brennenden Häusern sprangen.

00:00:54: Im Haus in der Mühlenstraße verbrannten zwei Mädchen, die vierzehnjährige Ayshe Yilmaz und ihre Kursine die zehnjährige Yelis Aslan sowie ihre Großmutter Bahide Aslan.

00:01:05: Yelis beiden kleinen Brüder wurden gerettet.

00:01:07: Namu, damals noch ein Baby, wurde von seiner Mutter aus dem zweiten Stock in das Rettungstuch geworfen und der siebenjährige Ibrahim, wurde von seiner Großmutter in nasse Tücher gewickelt unter den Küchentischgesetz, wo er von der Feuerwehr später gefunden wurde.

00:01:22: Beim Versuch auch die anderen Kinder zu retten, wurde die Großmutter vom Feuer getötet.

00:01:27: Ibrahim Aslan ist heute zu Gast im Manipot, extra dafür angereist zu unserem Studio nach Berlin.

00:01:34: Und es ist mir eine große Ehre und auch Freude, gleich mit ihm ins Gespräch kommen zu können hier im Manipot, dem migrationspolitischen Debatten-Podcast der Rosa Luxemburg Stiftung.

00:01:42: Mein Name ist Massimo Perinelli und ich roße diesen Podcast.

00:01:45: Hallo Ibrahim, willkommen bei Manipot.

00:01:47: Hallo Jelim.

00:01:49: Wir sprechen gleich über Möllen, über deine jahrelange Arbeit, für die Solidarität und ganz konkret quasi der Anlass dieser heutigen Folge über den Film, die Möllerbriefe.

00:02:00: Der vor wenigen Wochen Premiere hatte hier in Berlin und nun überall in den Kinos läuft bundesweit.

00:02:05: Vorher möchte ich aber noch eine historische Einordnung machen.

00:02:07: Der Brandanstag im Möhlen war Teil einer Serie schwerster rassistischer Gewalt nach dem Mauerfall Anfang der neunziger Jahre.

00:02:15: Damals entfaltete sich eine kombinierter Terror von medialer Hetze, politischer Befeuerung und neonazistischer Straßengewalt gegen Migrantinnen im Vereinigungsprozess Deutschlands.

00:02:26: Dabei kam es zu den ersten Programmen in diesem Land seit der Zeit des Nationalsozialismus.

00:02:31: Er erinnert sei etwa in das Programm im sächsischen Heuerswerder, das war im Jahr nineteen-ein-neunzig gegen ehemalige Vertragsarbeiter, vor allem aus Mosambik, noch aus der DDR-Zeit, und gegen Geflüchtete.

00:02:41: Er erinnert sei auch an Rostock-Lichtenhagen im August nineteen-zwei-neunzig, ein Programm gegen Roma und nach deren Evakuierung gegen ehemalige Vertragsarbeiterinnen und ihren Familien aus Vietnam.

00:02:53: bei dem über Tage von Neonazis und Anwohnerinnen versucht wurde, ein Haus mit über hundert Menschen anzuzünden und diese zu töten.

00:03:01: Die Presse und die Politik äußerten Verständnis für den Hass, Bild- und Spiegeltitelten, das Boot ist voll.

00:03:07: Und der Bundestag äußerte die, änderte die Verfassung und schaffte Anfang des Jahr three-neunzig das individuelle Recht auf Asyl de facto ab.

00:03:16: Und es gab zahlreiche weitere rassistische Brand- und Mordanschläge, etwa der Brandanschlag in Solingen vom Mai-Neunzig drei-neunzig, wenige Wochen nach dieser Grundgesetzänderung.

00:03:25: Und ich möchte auch hier nochmal die Namen nennen, der Opfer.

00:03:28: Dort wurde Gürsen Inge, Hatice Gens, Gülistan Öztürk, Hülya Gens, Simon Gens, drei davon kleine Mädchen ermordet.

00:03:36: Drei weitere Kinder, das die Jüngste davon ein Säugchen wurde lebensgefährlich verletzt.

00:03:41: Und neunster sechsten neunzehnten noch ein letztes Beispiel zu nennen, kam in Lübeck bei Imbrandes, schlag zehn Asylsuchern ums Leben.

00:03:48: Malamma Bunga und ihre Tochter Susanna Franz-Fars-Marco-Diela und ihre Kinder Christine, Mia, Christelle, Legrand und der dreijährige Jean-Daniel sowie Silvio Amosou und Rabia Elomari.

00:04:01: Neun-dreißig weitere Geflüchtete wurden verletzt.

00:04:04: Ich würde sagen, diese Gewalt war der Motor des nationalen Einigungsprozesses.

00:04:11: Die neue Einheit wurde gegründet auf die Gewalt gegen alles vermeintlich nicht Deutsche.

00:04:16: Allein neunzehn-zwei-neunzig wurden fast dreißig Menschen von Rechten ermordet.

00:04:22: Ibrahim, erst nochmal willkommen hier im Studio.

00:04:28: Es ist jetzt dreieinhalb Jahre her der Anstatt in Mölln und du erinnerst seit vielen Jahren daran, es ist fast eine ganze Generation vergangen.

00:04:36: Warum denkst du, es ist eigentlich immer noch wichtig darüber zu sprechen, was ist dir daran wichtig?

00:04:44: Ja, ähm... Dreiunddreißig Jahre ist es her, wie er erinnern, sehr lange an die Geschehnisse von damals.

00:04:50: Ich sehe mich in dem Zusammenhang als historisch politischer Bildner und sehe das nicht unbedingt als Zeitzeugenarbeit, die ich leiste, sondern eine de facto wichtige Arbeit, was in der Gesellschaft fehlt, und zwar die Perspektive von Betroffenen, die ja sozusagen nicht als Expertinnen wahrgenommen werden in der Gesellschaft, sondern eher als Randmotizen.

00:05:12: und auch ignoriert werden und der gesamten Geschichtserzählung und dadurch sehe ich meine Arbeit eher als historisch politischer Bildner und versuche sozusagen das in den Vordergrund zurück, dass man Betroffene auch so akzeptiert und nicht nur als Objekte sieht, sondern handlungsfähige Subjekte, zu denen die Betroffenen gehören.

00:05:36: Du machst das ja auch schon lange, würd zu sagen, es hat sich verändert jetzt im Vergleich zu dem Als du angefangen hast, wir kennen uns ja auch schon sehr lange.

00:05:42: Ich glaube, im Jahr zwei Tausend Dreizehn.

00:05:44: Ja, ja.

00:05:45: Sind wir uns wirklich, weißt du noch, wo wir uns begegnet sind?

00:05:46: Klar,

00:05:47: wir sind uns begegnet in der Köybstraße.

00:05:50: Und das war auch eine sehr wichtige Begegnung, wie ich finde.

00:05:53: Das ist ja auch sozusagen eines der wichtigsten Momente in meinem Leben gewesen.

00:05:58: Jetzt nicht nur unbedingt mit dir die Begegnung, die war auch besonders wichtig, aber die Begegnung mit Menschen, die zum Schweigen gebracht wurden.

00:06:04: Und da habe ich meine eigene, also da habe ich meine... mein eigenen Zauberstab entdeckt, den ich eigentlich besitze, so Betroffene zum Reden zu bringen, zu empowern, um mit denen ins Gespräch zu kommen und um die dadurch halt sozusagen durch meine... durch meine Intervention zum Sprechen zu bringen, das habe ich erst in der Kölbstraße entdeckt und das war im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr

00:06:26: im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr

00:06:36: im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr.

00:06:47: Die Statistik in Deutschland wird ab den Neunzigern sozusagen geführt durch über rassistische Mord.

00:06:52: Aber es gab ja viel vorher rassistisch motivierte Mordanschläge auf Menschen mit Migrationshintergrund.

00:06:59: Beispielsweise die ersten Registrierten waren ja schon in den Achtzigern, mit neunzehntachzig in Hamburg in der Halsgestraße auf zwei junge Vietnamesen Nogia Nogchao und Doran Linn und auch von Achtzig auf zwei junge Migranten in Hamburg Mehmet Kaymakji und auch auf Ramazan Avji.

00:07:15: Und dazu kommt ja auch kommen ja sogar noch in.

00:07:22: In.

00:07:24: In.

00:07:26: In.

00:07:26: In.

00:07:28: In.

00:07:28: In.

00:07:28: In.

00:07:28: In.

00:07:32: In.

00:07:33: In.

00:07:37: In.

00:07:38: In.

00:07:40: In.

00:07:40: In.

00:07:41: In.

00:07:41: In.

00:07:41: In.

00:07:41: In.

00:07:41: In.

00:07:42: In.

00:07:42: In.

00:07:42: In.

00:07:43: Die Nazis sind aus dem Osten gekommen und haben Anschläge verübt.

00:07:47: Das stimmt ja aus der Geschichtserzählung definitiv nicht.

00:07:50: Es hat er eigentlich nach der Schuhe erst gar nicht aufgehört.

00:07:53: Und es gibt ja weit über tausend Menschen, die durch rechte und rastische Gewalt ermordet worden sind, nach den Siebzigern bis heute.

00:08:00: Und ich finde das wichtig, dass man das auch nochmal hier betont sagt.

00:08:04: Ja, also rechte Gewalt zieht sich durch.

00:08:06: Seidtunvierzig, das stimmt.

00:08:09: Genau, es gab eine, glaube ich, würde ich sagen... Eine Konjunktur nach dem Mauerfall, also diese Heftigkeit.

00:08:15: Wie es jetzt auch nach zwei Tausend Sechzehn auch noch mal einen großen Anstieg gab, kommt ja immer so ein Wellen.

00:08:19: Aber ich erinnere auch noch die Achtzehr-Jahre, da war ich ja auch schon unterwegs.

00:08:23: Das waren für mich die Baseball-Schläger-Jahre.

00:08:25: Das war unglaubliche Begegnung die ganze Zeit mit Neonazis in die Gewalt.

00:08:31: Aber die Neunzige hatten schon eine andere Qualität.

00:08:33: Aber das stimmt.

00:08:34: Also wie man was so sagt, Migrant-Schläger, das wissen ja aber Begriffe, die genau in diesen eigentlich antirastischen Kämpfen der Neunzige und später Dann ja auch entstanden sind.

00:08:43: Ja, für viele Menschen ist das ein Synonym, dass das mit den Neunzigern angefangen hat.

00:08:48: Aber definitiv für Menschen, die betroffen sind von Rassismus hat sich schon viel vorher angefangen.

00:08:52: Auf jeden Fall.

00:08:53: Und die rassistische Dimension dahinter ist für die Menschen seit dem Tag an schlimm und ist unvergleichbar auch sozusagen für sie.

00:09:04: Wenn man jetzt, wenn man die jetzt ausblendet bei dem Gespräch und sagt, für uns war... als gesellschaftlich, die Neunziger sehr prägend, dann würden wir automatisiert und deren Schmerzen auch und deren Leid sozusagen wegträngen.

00:09:19: Und das wäre nicht gut.

00:09:20: Das wollte ich nochmal ergänzen.

00:09:21: Auf jeden Fall.

00:09:22: Nee, ich gebe dir total recht.

00:09:24: Ich glaube, warum ich das so betont habe, ist auch zu sagen, zu verstehen diese Dynamik der Wiedervereinigung der sogenannten, die braucht im Grunde genommen so eine Art großen Nationalismus.

00:09:35: Und der sozusagen war wiederum brauchte seinen inneren Motor, den Rassismus, um im Grunde richtig ins Laufen zu kommen.

00:09:43: Und das war ja wirklich sehr massiv in dieser Zeit.

00:09:45: Aber das stimmt, es zieht sich durch.

00:09:47: Was sie nicht durchzieht, ist die Erinnerungsarbeit.

00:09:49: Das ist tatsächlich etwas, da kommen wir vielleicht gleich drauf zu sprechen, vielleicht noch mal, wenn es auch um die ganzen Fragen des NSU-Komplexes gibt, wo ja viele plötzlich angefangen haben, auch zu erinnern, ältere Anstiege, die schon lange vor neun, achtzig lagen, dann aber später erst eigentlich angefangen haben, Änder zu werden.

00:10:06: Ich will noch noch mal auf den Moment, wo wir uns kennengelernt haben, weil der war für mich auch so wahnsinnig bedeutend.

00:10:10: Damals Korbstraße, wir erinnern uns, im Jahr war der NSU dort eine Nagelbombe gezündet.

00:10:16: Sehr, sehr viele Menschen wurden teilweise lebensgefällig verletzt.

00:10:19: Durch ein Wunder, niemand getötet.

00:10:21: Es war eigentlich ein versuchter Massenmord.

00:10:24: Zum Glück war aber niemand gestorben.

00:10:27: Teil der NSU-Anschlags-Serie mit neuen Opfern.

00:10:33: Und das war ja ein Jahr nach der Selbstentarnung des NSU, wo klar war, die Neonazis haben diese Anstiege gemacht und nicht die Leute selber, wie ja von Pressepolitik die ganze Zeit, zehn Jahre lang behauptet wurde, fing ja eigentlich dieses Erinnern an und es war ein mühseliges Erinner.

00:10:53: Die Leute wollten nicht reden, weil sie gelernt hatten, wer redet, kriegt Ärger.

00:10:58: Und es gab dann diese erste Initiative damals auf der Korbstraße, diese Film von Veranstaltungsreihe, wo wir damals als Kollektiv gesagt hatten, man kann eigentlich nur verstehen, wenn man nochmal in die Neunziger schaut und sich die Gewalt anguckt und wir brauchen eigentlich die Zeitzeugenden aus den Neunzigern und ihrer Erfahrung für sozusagen das Empowerment.

00:11:20: Und dann kamst du und genau, wie erinnerst du das mal?

00:11:23: Ich finde es wirklich wichtig, weil ich weiß noch in der Kopfschuhe, dass niemand wollte zu unserer Veranstaltung erst kommen und sprechen aus den Erfahrungen der Rassismus.

00:11:32: Und dir ist es aber auch gelungen, da Leute hinzuholen.

00:11:36: Und daraus ist ja sehr viel entstanden.

00:11:38: Wie waren es aus deiner Perspektive erzählen?

00:11:41: Also ich muss das tatsächlich auch ein bisschen so verallgemeinern und sagen, okay, mein eigener Empowerment, Empowerment, Prozess ist ja auch durch andere Menschen hervorgeholt worden.

00:11:52: Also meine Chance zu reden, dass ich eine Chance hatte zu sprechen.

00:11:57: habe ich ja auch durch Schuhr überlebende Eskelerz und auch darüber hinaus von Menschen, die vor mir gesprochen haben.

00:12:03: Und ich habe gesagt, also diese Chance, dass ich bei mir selbst erkannt habe, musste ich implementieren an andere Betroffene und habe meine Chance auch tatsächlich in dem erkannt, als die Selbstentarnung des NSU kamen, im Jahr zwölf.

00:12:17: Bevor wir uns beide getroffen haben, Massimo habe ich ja, das weißt du, glaube ich noch, habe ich einen Brief an alle Betroffenen des NSU geschrieben bzw.

00:12:23: an die Familien, der ermordeten.

00:12:24: Zu dem Zeitpunkt hatten wir ja keine Adressen von denen und mussten die Brüche an die Anwälte schicken und die Brüche einfach abgeschickt mit dem großen Wunsch ins Erfahrungsaustausch zu gehen, um meine Erfahrungen mit denen zu teilen, damit sie auch sprechen können.

00:12:41: Und wir haben, das hast du auch sehr schön in deinem, was du gerade gesagt hast, erläutert, wir leben in einem Narrativ in dieser Gesellschaft.

00:12:49: Und in diesem Narrativ ist es so, dass Wir glauben, dass Betroffene nicht sprechen, weil sie hoch traumatisiert sind durch eine Tat.

00:12:58: Eigentlich ist es nicht so.

00:12:59: Eigentlich ist es so, dass Menschen nicht sprechen, weil ... ihnen nicht zugehört wird und weil sie ignoriert werden von der Gesellschaft.

00:13:06: und zusätzlich, was die Kölbstrasse mir selber beigebracht hat, dass Menschen zum Schweigen gebracht werden.

00:13:12: Durch Polizeigewalt, durch Presse, durch V-Leute, die dort eingesetzt wurden und etc.

00:13:19: etc.

00:13:19: Also wir reden hier von einem zweiten Anschlag.

00:13:21: Sie haben ja erst geredet.

00:13:22: Genau,

00:13:24: alle haben geredet.

00:13:25: Aber sie haben nicht geschwiegen, weil sie Opfer von einem Anschlag geworden sind.

00:13:29: Sie haben geschwiegen, weil sie Opfer von dem zweiten Anschlag geworden sind.

00:13:31: Die geht die Gesellschaft mit denen um, die Medien, die Polizei.

00:13:34: Und das ist ja sozusagen etwas, was in der Geschichtserzählung nicht vorkommt.

00:13:39: Und das versuche ich dann auch nochmal zu erläutern und der Gesellschaft und auch in Schulen im Bildungssystem den Kindern sozusagen beizubringen.

00:13:46: Hallo, der erste Anschlag.

00:13:47: Der fügt nicht dazu bei, dass Menschen unbedingt krank werden und schweigen und nicht sprechen und Symptome entwickeln, sondern der zweite Anschlag.

00:13:54: Wie gehen wir mit Betroffenen um?

00:13:56: Und das hat ja in der Keubstraße tatsächlich funktioniert, dass man Menschen zum Schwein gebracht hat.

00:14:01: Und durch erst unseren Einsatz, ich sage bewusst unseren Einsatz, weil ihr mich ja auch entdeckt habt und auch daher geholt habt, haben Menschen ihre Chance erkannt zu sprechen, weil sie gesehen haben, okay, wenn er spricht und ihm passiert nix und er spricht schon so lange, dann kann ich auch sprechen.

00:14:14: Deswegen, man muss den Leuten immer wieder diese demokratischen Werte übermitteln, dass sie die Möglichkeit haben zu sprechen.

00:14:22: Und wir müssen dieses Narrativ durchbrechen, dass Leute einfach nicht über uns denken, wenn sie uns fragen über die Gewalttat, dass wir retomatisiert werden.

00:14:31: Das stimmt nicht.

00:14:32: Wir befreien uns vom Schweigen, vom Leid des Schweigen.

00:14:35: Genau.

00:14:35: Sie können erst dann wieder reden, wenn sozusagen ein gesellschaftlicher Boden dafür Resonanzboden geschaffen wird durch Solidarität, dass ihnen zugehört wird.

00:14:44: Und Schutzräume.

00:14:45: Und

00:14:45: geschützte Räume.

00:14:46: Und das habt ihr in der Kolbstrasse damals gemacht.

00:14:48: Ihr habt Schutzräume ermöglicht, damit Menschen sprechen können.

00:14:51: Wird noch mal konkret zu machen, was du meinst.

00:14:52: Alle haben erst mal gesprochen, also ein Tragödie oder auch ein Verbrechen, wie ein Mord führt erst mal nicht zum Schweigen, sondern natürlich erst mal zum Aufschreien, den gab es.

00:15:01: In der Kolbstrasse haben die Leute alle gesagt, das waren am Anfang wurde geredet, haben gesagt, das müssen Rassisten gewesen sein oder Ausländerfeinde, wie sie immer gesagt haben.

00:15:10: Und auch die Familien der, also die Angehörigen der Mordeten, Der Mordopfer des NSU auch.

00:15:15: Sie haben sich ja organisiert am Anfang.

00:15:18: Familie Josgard in Kassel, Familie Kubaschik in Dortmund, Familie Schimsteck aus Nürnberg.

00:15:23: Sie zusammen haben ja am Anfang laut sich geäußert, haben einen großen Demo organisiert in Kassel, im Jahr two-thausend-sechs, kein zehntes Opfer und haben gesagt, hier geht eine Mord-Serie, eine rassistische Mord-Serie gegen uns und haben verlangt vom Staat Aufklärung und die Täter.

00:15:43: festgenommen werden.

00:15:45: Und auch Sief haben dann Hermann geschwiegen, weil so eine Welle an geschlossener Missachtung und auch Gewalt.

00:15:57: Was stand in den Zeitungen in Dönermorde?

00:15:58: Also die Menschen, die ermordet wurden, wurden mit Dönerfleisch verglichen.

00:16:02: Also ganz ehrlich, von der gesamten Gesellschaft.

00:16:04: Weil wir, auch du und ich, haben die Zeitung weitergeblättert und haben vielleicht sogar Glauben geschenkt.

00:16:09: Das ist evtl.

00:16:10: mafiasisch strukturnder hinterstecken.

00:16:12: Das bedeutet ja etwas für die Betroffenen.

00:16:14: Wenn sie dann niemanden mehr vertrauen können, wieso sollten sie dann mit jemanden sprechen?

00:16:18: Ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja,

00:16:31: ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja,

00:16:36: ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja Auch mühselig mit Gewalt durchgesetzt.

00:16:41: Die Leute, die gerät haben, sind vorgeladen worden.

00:16:43: Und die Polizei hat nur gegen sie ermittelt.

00:16:44: Sie waren die einzigen Tatverdächtigen.

00:16:46: Es wurde keine Sekunde lang in rechtsextremistische Netzwerke ermittelt.

00:16:51: Und Politik hat von Getto gesprochen, zum Beispiel bei der Korbstraße in Mühleheim gesagt, das sind Getto, Leute sind kriminell.

00:16:57: Und das hat dann allmählich diese Schweigen eigentlich also eigentlich erst erzeugt.

00:17:03: Und dann war es, dass bei der Selbstentarnung alle betroffenen Angehörigen haben geschwiegen, waren auch depressiv, waren vor Unsicherheit, waren auch kaputt gemacht, waren auch finanziell.

00:17:14: Eine Korbstraße, aber auch viele anderen.

00:17:16: Einfach, weil es auch keine Entschädigungen gab und nichts.

00:17:19: Und dann sozusagen in dieser Situation des Schweigens, dann dieser mühselige, viele Jahre lang dauernde Weg, wie kann man eigentlich Menschen empowern, wiederzusprechen?

00:17:29: Wie gelingt das?

00:17:30: Da warst du dabei.

00:17:31: und dann ganz wichtig, wir haben dich dann in den ganzen NSU... ... Tribunalvorbereitung, diesen großen Netzwerk, ... ... bundesweiten Netzwerk, ... ... irgendwie immer so intern, ... ... ich weiß noch immer so gesagt, ... ... der Botschafter, ... ... ich brauche nicht der Botschafter, ... ... weil du immer zu allen hingegangen bist, ... ... und mit denen geredet hast, ... ... und tatsächlich geschafft hast, ... ... dass Sie nach vorne treten und sprechen.

00:17:56: Vielleicht kannst du doch dann, ... ... also wie schafft man das, ... ... den Leuten wieder Mut zu machen, ... ... dass Sie zu sprechen?

00:18:01: Das ist eigentlich super simpel zu beantworten, ... ... man muss sie fragen.

00:18:04: Also ganz einfache Geschichte.

00:18:05: Und wenn ihr in dem Zusammenhang noch einen anderen Betroffenen habt, der seine Erfahrungen mitbringt, dann ist das eine Win-win-Situation, würde ich sagen.

00:18:14: Also ich sehe mich eher nur als Schlüssel für so eine Tür, die man öffnen muss an die Betroffenen.

00:18:20: Aber diesen immer generen Schlüssel, den hat jeder Mensch in dieser Gesellschaft nur einzusetzen, zu wissen.

00:18:25: wie das geht, ist schwierig, weil die trauen sich nicht, die trauen sich Betroffene nicht anzusprechen, als ob das so ein absolutes No-Go ist, mit Betroffenen über ihre Gewalt zu sprechen.

00:18:34: Ganz im Gegenteil, ich werde feststellen, wenn ihr betroffen ist, anspricht und über die Gewalterfahrung mit denen reden möchtet, das gilt übrigens auch für geflüchtete Menschen über ihre Fluchterfahrung, dann werdet ihr feststellen, diese Leute haben gar ein ganz großes Bedürfnis darüber zu reden.

00:18:50: Und das erlebe ich ja bei jedem Betroffenen, auch damals mit dem Mord an Burak Bektasch und die Familie Bektasch in

00:18:57: Berlin.

00:18:57: Genau, erinnere ich mich auch, dass du mit ihnen gesprochen, mit der Mutter.

00:18:59: Genau, jeder hätte mit denen sprechen können.

00:19:03: Es muss nicht unbedingt ein E-Prem-Astern sein.

00:19:05: Sie sehen nur, dass andere Betroffene auch sprechen.

00:19:08: Und diese Möglichkeiten muss man denen einfach zeigen.

00:19:10: Und ich habe meine Chance einfach entdeckt.

00:19:12: Ich habe gesagt, okay, pass mal auf.

00:19:14: Wenn das bei mir funkt, wenn das bei meiner Familie funktioniert, dann funktioniert es bei allen Familien.

00:19:19: Und so ist es ja auch passiert.

00:19:20: Und mittlerweile reden wir von großen Solidaritätsnetzwerken.

00:19:23: Aber darüber werden wir auch kleinere mal reden.

00:19:24: Genau.

00:19:25: Genau.

00:19:25: Aber faktisch gesehen, um mal auf den NSU zurückzukommen, was für mich halt wirklich so ein Aufhänger war, da mich extrem reinzusetzen und auch extrem die Betroffenen zu unterstützen ist, der NSU hat nicht nur Menschen ermordet in diesem Land.

00:19:38: Die haben Bombenanschläge verübt.

00:19:40: Sie haben der Demokratie einen sehr großen Schaden zugefügt.

00:19:43: Sie haben ... Banken ausgeraubt, sie haben Fachmärkte ausgeraubt, also sie haben eine richtige Terrorzelle ins Leben gerufen und durchgesetzt.

00:19:54: und auch nach der Erkenntnis des NSU haben wir festgestellt und auch durch das Tribunal, vielleicht reden wir auch nochmal gleich ein bisschen darüber, haben wir gemeinsam festgestellt, was für eine Vernetzung dahinter steckt, auch dass Steuergelder eingeflossen sind durch V. Leute, die eingesetzt wurden und auch der Verfassungsschutz, der tief verankert war, rassistische Polizeieermittlungen, hallo das gehört alles zumindest du dazu.

00:20:14: Wo ich denke so, man darf das nicht nur reduzieren auf die ermordeten Menschen, natürlich ist es ein riesengroßer Skandal in Deutschland und rassistische, dass diese rassistische Morde auch jahrzehntelang nicht ermittelt wurden und bei den Familien der ermordeten ermittelt wurde.

00:20:28: Aber wir müssen sagen, es war ein riesengroße Terrorakt, die begangen wurde und zwar über elf Jahre lang in Deutschland.

00:20:36: wo die Polizei wirklich komplett in eine falsche Ecke ermittelt hat, bewusst in die falsche Ecke Ermittlungsarbeiten durchgeführt

00:20:42: hat.

00:20:43: Aus ihrer Perspektive in einer richtigen Ecke.

00:20:44: Aus

00:20:44: ihrer Perspektive auf der richtigen Ecke, weil es einfacher ist, Migranten zu kriminalisieren als weiße Deutsche.

00:20:50: Aber man muss dazu sagen, guck mal, was für ein Bruch in dem Justizsystem existiert, weil wenn diese drei Terror, also diese drei Menschen, diese Terror-Einheit gegründet haben, diesen NSU, Äh, elf Jahre lang, dass alles machen kann, worüber wir hier gerade reden.

00:21:08: Dann haben wir einen extrem brüchenen System.

00:21:11: Und wir reden ja auch nicht darüber, also es gibt ja auch einen Schweigen über das, über den letzten Mord an Michael Kiesewetter, bis zu Selbstentragung des NSU.

00:21:20: Das sind vier Jahre.

00:21:22: Was ist in den vier Jahren passiert?

00:21:23: Ja, ich meine, das ist eine Abgrund, wir haben ja jetzt auch NSU-Komplex genannt, weil es natürlich mehr ist als nur eine Mordshere von Neonazis.

00:21:29: Das war ein riesengroßer Gesellschaft hier.

00:21:31: Abgrund, wo ziemlich viele drinnen hängen.

00:21:33: Und bis heute ist auch sehr viel unklar.

00:21:35: Wir wissen heute im Grunde nicht viel mehr, als wir im Jahr zwölf wussten.

00:21:38: Und deswegen ist es ultra-wichtig und existenziell wichtig für die Arbeit Betroffene und deren Wissen einzusetzen.

00:21:46: Weil ohne das Wissen der Betroffenen gibt es auch keine Ermittlungsarbeiten.

00:21:49: Da

00:21:49: haben wir ja den Begriff migrantisch-situiertes Wissen eigentlich gesetzt.

00:21:53: Damals, weil wir gesagt haben, nicht die einzelnen Migrantinnen sind vielleicht irgendwie die Experten, die alles Wissen haben.

00:22:00: Wie können sie auch?

00:22:00: Wer hat das?

00:22:01: Aber sie haben es, sie erkennen Muster, weil sie sie aus ihrer Biografie kennen.

00:22:06: Und weil sie sie erkennen, wenn sie ihnen begegnen, rassistische Muster, sie können sie benennen, weil sie eben diese Erfahrungen teilen.

00:22:12: Deswegen war ja irgendwie die ganze NSU, wir haben ja das NSU-Tribunal dann gemacht gemeinsam, in den Köln und danach gab es noch einige andere.

00:22:21: Und das Interessante fand ich in diesem ganzen Prozess, dem ist ja so eine jahrelange bundesweite Vernetzung vorausgegangen, wo dann alle möglichen, also tausend Veranstaltungen, Theaterstücke

00:22:29: gönnen.

00:22:31: Filme wurden gedreht, alles Mögliche.

00:22:34: Und den betroffenen Angehörigen, den migrantischen Perspektiven, immer größerer Bühnen, also sozusagen Gehörverschaft wurde.

00:22:44: Und das hat dann ja viele auch, du hast gesagt, Ramazan Afji wird für Gülistan Afji.

00:22:50: Und andere, die dann von früheren Gewalt hatten, dann auch da drin den Mut gefunden haben zu sagen, da geht so eine große Vernetzung vor sich.

00:22:57: Jetzt können wir auch unsere Geschichte erzählen und dann kamen immer mehr auch Geschichten, die gar nicht zum NSU gehörten, sondern es wurde ja eine große, große betroffenenzentrierte Erinnerungsarbeit.

00:23:12: Ja, das war, glaube ich, was Neues, was geschaffen wurde.

00:23:17: Aber du sagst nochmal mit dem Schlüssel, was ist eigentlich deine Schlüssel in Zauber?

00:23:21: Ich fand immer fein, dass es total Interessante, was mich immer begeistert hat bei dir ist.

00:23:27: Wenn du auf Podien saßst, damit du gesprochen hast, mit Leuten irgendwie um dich rum und die haben dann gesagt, ja, ich wünsche dir viel Glück für deinen Kampf.

00:23:35: Vielen Dank, dass du da warst.

00:23:36: Das ist ja wirklich schlimm, was du erzählst.

00:23:38: Viel Glück.

00:23:38: Dann hast du immer das von dir gesagt, du kannst mir nicht viel Glück wünschen.

00:23:42: Entweder wir sind jetzt hier zusammen und wir kämpfen zusammen oder das hat hier gar keinen Sinn gemacht.

00:23:46: Das sag ich immer noch, das sag ich leider immer

00:23:47: noch.

00:23:47: Ja, und das ist aber, das durch Kreuz ja auch so Konzepte wie Ally, Sherpa oder Bündnis.

00:23:52: Dann sag ich, nee, entweder zusammen oder gar nicht.

00:23:54: Du hast eigentlich so eine Art von Solidaritätsbegriff gemacht, wo es eben klar war, wenn man zusammenkommt, dann kämpft man auch zusammen.

00:24:04: Also der NSU ist für mich auch ein wirklicher Synonym dafür, also für meine Kämpfe, weil ich habe gelernt, ich habe den Betroffenen des NSU, ich bin dem sehr viel schuldig, eine ganz große Entschuldigung schuldig, weil ich sie auch ignoriert habe.

00:24:19: Alleine schafft man das einfach nicht und ich möchte auch nicht die Schuld alleine auf mich nehmen, sondern wir haben eine gesellschaftliche Last, die wir tragen müssen.

00:24:28: Und da sehe ich das nicht ein, dass die Leute dann kommen und sagen, ich wünsche viel Erfolg in deinem Kampf oder in deiner Arbeit.

00:24:35: Das ist eine gemeinsame Arbeit.

00:24:36: Alle Interventionen, die ich bis jetzt ins Leben gerufen habe oder an denen ich beteiligt bin, alle Projekte, auch das Tribunal und alles, was dazugehört und die ganzen Filme, Ausstellungen, alle Formate, die ich gemacht habe, sollen dazu beitragen, dass Menschen das aufgreifen und weitermachen daran.

00:24:55: Es ist immer offen.

00:24:56: Das Ende meiner Projekte sind immer offen und einladen für Menschen, die weiterführen sollen.

00:25:01: Das sieht man an den ganzen Projekten, die ich mache und begleite.

00:25:03: Ja, und das sieht man auch in der Erinnerungsarbeit.

00:25:05: Ich war ja auch ein paar Mal bei dem jährlichen Erinnern am dranzigsten November vor der Mühlenstraße in Mölln.

00:25:10: Das ist ja immer so ein wirklich betrübliche Situation.

00:25:13: Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man nicht einmal da gewesen war.

00:25:16: Man steht immer in diesem wirklich kafter Mölln rum in dieser dunklen Gasse.

00:25:22: Es regnet immer, es ist kalt.

00:25:24: Alle Türen sind geschlossen, kein einziger Möllner lässt sich blicken.

00:25:28: Alle Fenster lehnen gehen zu, man steht da wirklich alleine mit den... Also da hast du Menschen, das ist wirklich, da merkt man auch, also wenn man verstehen will, wie so was passieren konnte, muss man nur heute nach Mölln fahren, am dranzigste November, dann kriegt man so ein Gefühl von dieser Kälte auch dieses Ort ist und dieser völligen Nicht-Empathie, aber die Leute, die dort hinkommen, fand ich, das fand ich immer besonders waren, wirklich, du hast ja alle möglichen oder ihr, das ist ja auch ein Kollektiv gewesen, alle möglichen Leute, ja auch dahin gebracht, also Leute von der Urijalo Initiative Roma.

00:25:57: Die

00:25:57: haben sich nicht hingebracht, die haben selber...

00:25:58: Sie sind gekommen, ja, Leute aus Hanau, was alle

00:26:02: Menschen, die überzeugt sind von selbsterkämpftes Erinnern.

00:26:05: Ja, aber Erinnerungen, die eigentlich ja nicht unbedingt das Gleiche sind.

00:26:09: Die einen sind Flüchtling, die anderen sind ehemalige Gastarbeiter, das andere sind Roma, andere sind jüdische Akteure.

00:26:15: Das sind ja nicht die... Also nochmal, ich finde, das ist mir so wichtig, deswegen bleibe ich da mal an dem Punkt.

00:26:21: Diese Art der Solidarität, wie du sie baust, so wie wir sie auch gemeinsam gemacht haben mit vielen, vielen anderen, er hatte so eine neue... Qualität fand dich genau, aber auch gerade in deinen Gedenken, dass so eine Offenheit hat.

00:26:34: Und ich möchte da ein Beispiel nennen und dann darüber mit dir noch ein bisschen sprechen, was mich bis heute, und ich glaube, ich glaube, ich kann kaum eine Fahre, also wenn ich darüber rede über rechte Gewalt und Solidarität, erzähle ich das eigentlich immer, weil es mir total wichtig ist, wo du auch schon einige Jahre her auf die Bühne gegangen bist, weil der Möller rede im Exil.

00:26:51: Hier geht dir immer einmal im Jahr ins Exil.

00:26:54: Also in einer anderen Stadt, weil Mölln euch das Gedenken verweigert, da kommen wir ja gleich zu Mölln, die Stadt Mölln.

00:26:59: Geht ihr immer woanders hin?

00:27:00: Einmal gab es die Möllnare Demaxich, weiß gar nicht wo es war, war Jahre her, da bist du mit Esther Begerano auf die Bühne gegangen.

00:27:07: Und ihr habt was erzählt eure Biografien nebeneinander gestellt, nämlich einmal hast du gesagt, meine Familie wurde von Nazismordet und sie hat gesagt, meine Familie wurde von Nazismordet.

00:27:19: Und sie ist überlebender von Ausschwitz, du bist überlebender von Mölln.

00:27:22: Und ihr habt natürlich nicht gesagt, Mölln und Ausschwitz, das ist ähnlich wie das selber oder so.

00:27:27: Ihr habt nicht gesagt, Antisemitismus und Rassismus, ihr habt das gar nicht sozusagen vereinseitig, vereindeutig, ihr habt es einfach in dieser völligen Differenz, die es ja ergibt, also stehen gelassen und trotzdem aber gemeinsam gedacht, weil es eben trotzdem was Gemeinsamster drin gab, in der Differenz, ohne es auflösen zu müssen.

00:27:48: Das hat ja so eine, also mir hat das unglaubliche Kraft gemacht, aber das hat auch insgesamt, also diese Offenheit.

00:27:55: Ja, dieser Tag sozusagen, gerade bei mir sozusagen Herr V. Holtz kriege ich wieder Gänsehaut, weil es aber Charano Friede sei mit ihr ja leider von uns gegangen ist, aber ihre Gedanken und ihre, ihre Kämpfe sind ja bei uns geblieben und wir haben ja nicht nur diese, also wir wollten ja gemeinsam Auch mit Esther und auch mit Joram Besharano möchten wir immer noch gemeinsam vermitteln, dass ja nicht nur Gemeinsamkeiten sozusagen, also diese schönen Gemeinsamkeiten in dem Gedenken hervorgeholt werden, sondern auch die Differenzen und auch das Leid der Betroffenen, die ignoriert werden.

00:28:33: Und wenn da eine von der Shower betroffene Person das Gleiche erzählt und sich nicht abgeholt fühlt in ihrem Gedenken.

00:28:41: und das und das unterstrichen wird von demjenigen, der in den Neunzigern betroffen ist und dann nochmal bestätigt wird von jemanden, der jetzt in Hanau oder auch in Halle betroffen ist von Rassismus, dann müssen wir doch wissen, dass es eine Koordinität gibt der Ignoranz der Mehrheitsgesellschaft mit Betroffenen und auch gleichzeitig den falschen und nicht würdevollen und respektlosen Umgang mit dem Gedenken, in dem man Betroffene erst gar nicht.

00:29:05: gar nicht fragt und sie erst als Gäste einlädt.

00:29:08: Und das hat Esther auch nochmal auf den Punkt gebracht, wo ich dann dachte, ey, krass, also das ist auch für mich so ein Lernprozess.

00:29:16: Die haben es wirklich bei den Schoen überlebenden auch nicht geschafft.

00:29:19: Wo ich dann dachte, okay, das sind doch weiße Menschen, die betroffen sind von Antisemitismus.

00:29:27: Nicht im Blick der Antisemiten.

00:29:28: Ja,

00:29:28: ja, okay, die sind ja nicht unbedingt von Rassismus betroffen, sondern von Antisemitismus.

00:29:32: Und selbst bei denen haben sie es nicht geschafft.

00:29:34: Warum?

00:29:35: Weil dieser Staat einfach die Herrschaft über das Gedenken übernimmt.

00:29:39: Und sie übernimmt das und erzählt das aus einer weiß dominierten Gesellschaft heraus, auch einer harmonischen Art und Weise, so nach dem Motto, sowas ist einmal passiert und wird nie wieder passieren, so eine Einzelfalltheorie.

00:29:52: Und darauf haben wir einfach keinen Bock, weil das einfach nicht stimmt.

00:29:55: Und auch dieser Umgang mit Betroffenen ist kein Einzelfall, was du über Möllen geschildert hast, dieses kalte, und es kommen keine aus Möllen.

00:30:03: Wir wollten ja auch damit irgendwie eine Dimension aufmachen.

00:30:05: Schaut mal in anderen Städten.

00:30:06: Heuerswerder, Rostock, überall.

00:30:08: Überall das gleiche.

00:30:09: Hallo, zwanzig der Jahrestag, dreißig der Jahrestag.

00:30:13: Rostock, Liechtenhagen, der Präsident fährt nach Rostock, aber vergisst, die Vietnamesen dort in Empfang zu nehmen.

00:30:22: Das ist doch krass, am dreißig Jahrestag.

00:30:24: Am zwanzig Jahrestag vergessen sie, die Vietnamesen einzuladen.

00:30:27: Und dann genau das gleiche in Mölln.

00:30:29: Am dreißigsten Jahrestag ruft der Präsident uns ins Schloss Bellevue nach Berlin, aber kommt nicht nach Mölln.

00:30:37: Ich denke so, was habt ihr denn gelernt bzw.

00:30:40: was möcht ihr denn, was möcht ihr denn immer mitteln?

00:30:41: Das ist definitiv nicht Solidarität, was ihr übermitteln möchtet.

00:30:44: Genau,

00:30:44: die Solidarität, die ihr praktiziert, auch mit Esther und mit vielen anderen, ist ja im Grunde um eine, die eigentlich zeigt, der lebende Beweis dafür ist, dass das, was immer so gesprochen wird, auch oft in der Wissenschaft, aber vor allem auch in der Politik.

00:30:56: immer dieses Geräte von der Opferkonkurrenz, dass das in der Praxis oftmals überhaupt nicht stimmt, sondern ganz im Gegenteil, dort herrscht eben gerade keine Opferkonkurrenz, wenn man eben das gar nicht gegeneinander aufwiegt oder aufzählt, sondern das gemeinsame Sucht eigentlich in, also das gemeinsame irgendwie in dieser Erfahrung, und wo man weiß, die Erfahrung ist natürlich eine ganz andere, also dann kann natürlich die neunzige Jahre nicht vergleichen mit dem Nationalsozialismus, ist klar, und trotzdem ist es aber produktiv für die Betroffenen, gemeinsam zu gedenken.

00:31:26: Und das finde ich tatsächlich eine Neuqualität in der Solidarität, die es eben schafft.

00:31:31: Genau diese, diese oft herbeigeredeten finde ich mal Opferkonkurrenz, diese Reden von, obwohl es die natürlich gibt, da wird man ja reingegangen.

00:31:39: Aber die Opferkonkurrenz kommt nicht von Betroffenen selbst.

00:31:42: Also in dem Erzählungen und den Geschichtserzählungen und auch in denen... In der Übermittlung der Bedürfnisse gibt es keinen Opferkonkurrenz.

00:31:52: Die Opferkonkurrenz

00:31:53: wird tatsächlich von staatlicher Seite und von der gesellschaftlichen Seite hinzugefügt, indem man zum Beispiel die Betroffenen aus Hanau... mehr Gehör schenkt oder auch mehr Plattform bietet als den in den Neunzigern.

00:32:09: Genau, wenn Ressourcen unterschiedlich verteilt werden und auch unfair verteilt werden, dann entsteht Opferkonkurrenz, aber nicht zwischen den Betroffenen, sondern von der Gesellschaft.

00:32:18: Aber viele gehen natürlich in die Falle der Opferkonkurrenz, weil es ist natürlich auch klar, wenn die einen Geld kriegen, die anderen nicht, dann ist es natürlich eine objektive Konkurrenz, die von den Verhältnissen.

00:32:26: Na klar.

00:32:27: Und dann stecken, dann gibt es natürlich trotzdem auch Streit.

00:32:30: Aber

00:32:31: wer hat die Aufgabe, das zu durchbrechen und vernünftig die Ressourcen zu verteilen, das muss eigentlich der Staat machen.

00:32:37: Und wenn die das einfach auch nicht auf die Reihe bekommen und das bekommen sie nicht auf die Reihe, selbst diese Aufgabe übernimmt dann die Betroffenen und versuchen sich selbst zu vernetzen, um an Ressourcen heranzukommen und Ressourcen vernünftig und fair zu verteilen.

00:32:50: Ja, das stimmt.

00:32:51: Betroffene, solidarische Gruppen, um sie herum.

00:32:55: Ich würde jetzt noch mal gerne über Mölln reden, über die Stadt Mölln.

00:32:58: Wir waren jetzt doch schon nah dran.

00:33:00: Das wird

00:33:00: schon immer hin und her, ne?

00:33:01: Nee,

00:33:02: nee, es gehört ja zusammen.

00:33:05: Das kalte Mölln, wir haben es schon beschrieben.

00:33:08: Am XXIII.

00:33:08: in der Straße davor war die Stadt sozusagen in Form von Bürgermeister und Stadtparlament nicht anwesend.

00:33:16: Sie haben ihr eigenes Gedenken gemacht, es waren getrenntes Gedenken.

00:33:19: Du kannst noch mal ganz kurz noch mal für die, die es auch nicht so gut wissen, noch mal sagen.

00:33:24: Wie hat eigentlich die Stadt Mölln reagiert ab den neunzehn Jahren bis jetzt die letzten zwanzig, zwanzig, dreißig Jahre?

00:33:33: Wie gehen Sie um mit dem mit diesem Anschlag?

00:33:36: Ja, ja, also sehr gerne.

00:33:38: Es gibt sogar tatsächlich auch Protokolle darüber, wie die Stadt Mölln das Gedenken hervorgeholt hat, also ihr eigenes Gedenken.

00:33:46: Und zwar gibt es einen Brief zum Beispiel, was mich sehr, also wo ich sehr interessiert drin gelesen habe, das ist ein Brief zwischen der Stadt Mölln und der Stadt Rostock.

00:33:53: gibt es einen Briefverkehr.

00:33:55: Ihr könnt euch erinnern, Rostock war vormüllen und die Stadt Mölln schreibt, zwei Jahre nach dem Anschlag, schreibt sie an die Stadt Rostock sozusagen, wir möchten einen Gedenken implementieren, wir möchten irgendwas machen in Mölln und möchten also bitten um eure Hilfe, um unseren Image wieder zu verbessern.

00:34:12: Also es geht eher sozusagen um den Image, wir haben den Image verloren, wir sind nicht mehr die Tel-Eulenspiegel statt, jeder erinnert sich an die rassistischen Anschläge und sie sagen ja nicht mal rassistische Anschläge, sondern Anschläge.

00:34:22: und die Stadt Rostock antwortet und gehen darauf ein und erzählen so, ja klar, wir sind auch betroffen davon und unser Oberbürgermeister Dr.

00:34:29: Kilian musste seinen Amt niederlegen.

00:34:32: und so.

00:34:32: und dann lese ich in den beiden Briefen durch und dann sehe ich nichts von Betroffenen.

00:34:36: Also die Stadt Möllen schreibt nichts über die Betroffenen.

00:34:38: Ja, Anstiege

00:34:38: waren eigentlich gehen die Stadt gerichtet, um ihr Image zu

00:34:41: beschutzen.

00:34:41: Genau so sieht es aus.

00:34:43: So nach dem Motto... was man auch sozusagen auch noch mal in der Geschichtserzählung von der Showa noch mal auch noch mal betrachten kann.

00:34:49: Weil die Deutschen, es gibt ja so ein Spruch, die Deutschen werden es den Überlebenden der Showa niemals verzeihen, dass es die Showa gegeben hat.

00:34:57: Das ist wie meine, so ihnen.

00:34:58: nicht behandelt die Stadt Mölln und auch die Menschen, die dort leben, die Community in Mölln, diese Geschehnisse so.

00:35:06: Die werden das niemals den Familie Aslan verzeihen, dass deren Häuser angezündet wurden und die Familien außer Radsarburger Straße.

00:35:11: Und deswegen ist es so, Was machen wir jetzt, um unseren Image zu verbessern?

00:35:15: Das war so ein Aufhänger für mich.

00:35:16: In den Jahr fourhundneinzig gab es diese Schreiben, die habe ich später entdeckt.

00:35:20: Und dann gab es so eine kontinuierliche Geschichtserzählung aus einer Perspektive.

00:35:24: Die Stadt hat Menschen eingeladen zu einer gedenkveranstaltung, inszenierte Gedenkveranstaltung.

00:35:30: Ich sage bewusst inszeniert, weil die Betroffenen ausgeschlossen waren.

00:35:32: Sie haben ganz viele Jahre sogar uns vergessen einzuladen in unserem Gedenken.

00:35:37: Also wir waren als Gäste da.

00:35:39: Ich habe Bilder der ersten Gedenkveranstaltung.

00:35:40: Ich dachte, ich gucke nicht richtig.

00:35:41: Meine Familie ist mitten in einer Demonstration drin oder in einer Grundgebung.

00:35:47: Aber sie sind nicht vorne an Rednerpult.

00:35:49: Statisten, wie du immer gesagt hast.

00:35:51: Genau.

00:35:51: Also eingeladen als Gäste.

00:35:54: Das ging tatsächlich ganz viele Jahre hinweg.

00:35:57: Ich kann mich erinnern, meine erste Reaktion da drauf war im Jahr zwei Tausend Sieben.

00:36:02: Da bin ich auf dem Rednerpult gegangen, obwohl ich keine Position hatte zu sprechen.

00:36:07: Hab mir das dann irgendwie erkämpft und dann hab ich dann gesagt, passen Sie mal auf, ich bin über im Arsland.

00:36:11: Ich bin eines der Überlebenden.

00:36:13: Und ich bin hier, also ich existiere.

00:36:15: Und ich lebe in Mölln und ich bin hier.

00:36:17: War das nicht auch die Situation, ich erinnere mich, das war eine der ersten Geschichten, die du erzählt hattest, dass da der, wer, Staatssekretär, irgendjemand seine Rede und dann gehen wollte?

00:36:25: Nein, das war, das war im Jahr zwölf.

00:36:26: Ah, okay.

00:36:27: Das war im Jahr zwölf.

00:36:28: Das war ein anderer.

00:36:29: Also das war in zwanzig Jahren nach dem Anschlag.

00:36:31: Ich rede jetzt sozusagen über zehn Jahre.

00:36:34: Hinweg werden die Familien vergessen und dann kommt einer und sagt, ich bin hier, ich bin da.

00:36:38: Und dann die nächsten Jahre habe ich dann festgestellt, umso mehr wir sprechen, umso mehr wir in der Öffentlichkeit auftauchen, umso weniger wird das Gedenken reproduziert von der Stadt, weil die Stadt möchte das einfach nicht.

00:36:49: Das habe ich so einen Eindruck, so eine Wahrnehmung.

00:36:52: Und irgendwann, wo wir dann gemerkt haben, unsere Bedürfnisse werden nicht befriedigt, haben wir gesagt, wir machen mal eine Gedenkveranstaltung zusammen.

00:37:00: Die Betonung liegt auch zusammen, weil bis dahin hat die Stadt Mölln alleine das gemacht.

00:37:04: Und haben sie aufgefordert, uns an ihrem Organisations-Tisch einzuladen.

00:37:06: Jetzt halte ich fest, das war am zwanzigsten Jahrestag.

00:37:09: Und der zwanzigste Jahrestag war die erste gemeinsame Veranstaltung der Stadt Mölln, gemeinsam mit den Familien der Ermordeten.

00:37:15: Das heißt, wir haben das

00:37:16: erst...

00:37:18: ...und zu dem Zeitpunkt war ja schon die Möllner Rede ins Leben gerufen worden von der Stadt Mölln selber.

00:37:24: Also, im Jahr die Stadt Mölln hat die Stadt Mölln eine Möllner Rede ins Leben gerufen, als gesellschaftliches Appell sozusagen an die rastischen Morde in den Neunzigern.

00:37:32: Wir fanden das auch super, ne?

00:37:33: Weil das war die einzigste Interventionsmöglichkeit, wo meine Familie die Rednerinnen einladen durfte.

00:37:38: Und im Jahr zwei Tausend zwölf haben wir die erste Rednerin selbst eingeladen.

00:37:41: Das war Frau Barte-Klassfeld.

00:37:43: Und wir haben ein Riesenkonzert in Mölln organisiert mit Jan Delay, Samuel Deluxe.

00:37:48: Also da waren wirklich große Namen, die ohne Gage Musik gemacht haben in Mölln.

00:37:52: Und dann haben wir bitter festgestellt, am nächsten Jahr hat der Bürgermeister der Stadt Mölln gesagt, Herr Aslan, Sie möchten so eine Veranstaltung nie wieder in Mölln haben.

00:38:02: Aber warum nicht?

00:38:03: Es war sehr besonders, weil noch nie ein Gedenkonzert in Mölln stattgefunden hat.

00:38:07: Zusätzlich eine Riesendemonstration und die Möller Rede war ja sozusagen auch noch in unserer Hand, weil wir die Redner dafür gestellt haben.

00:38:14: Sie haben aus dem offiziellen Programm der Stadt Mölln die Möller Rede rausgenommen.

00:38:17: Sie haben gesagt, es ist zu politisch vor uns.

00:38:19: Wir möchten sie.

00:38:20: Im ersten Jahr, wo wir die Möller Rednerin selbst gestellt haben, war auch das letzte Jahr, weil die Möller Rede dann aus dem offiziellen Programm, was sie selbst ins Leben gerufen haben, rausgestrichen.

00:38:30: Wir dachten so, was ist hier los?

00:38:31: Also alles, was wir gemacht haben, einmalig gemacht haben, wird sozusagen mit einem Widerstand sozusagen aus dem Programm rausgenommen.

00:38:39: Und das war sozusagen für mich der Aufhänger zu sagen, passen Sie mal auf, ich stehe jetzt hier auf und mache mein eigenes Gedenken mit meiner Familie zusammen.

00:38:46: Und seitdem, also seit dem Jahr zwei Jahrzehnte gibt es zwei Gedenkveranstaltungen in Mölln.

00:38:51: Parallel zu einander.

00:38:52: Das ist ja skurril, weil die eine mit dem anderen noch mal vorbeischauen.

00:38:55: Ich kann mich da erinnern, dass die dann einfach so eine Abteilung zum Kranz abwerfen, dann darunter marschiert kommen.

00:39:00: Ja,

00:39:01: ja, so ein göttliches Bild, so ein Akt, den Sie begehen müssen sozusagen, eine Kranzniederlegung vor dem Haus und dann laden Sie mich und meine Familie zu Ihrem Gedenken ein, auch ein göttliches Bild.

00:39:11: Und wir laden Sie zu unserem Gedenken ein.

00:39:13: Also was auch noch mal so zeigt, wenn Betroffene selbst erkämpftes Erinnern gestalten.

00:39:19: dann werden sie einfach von der harmonischen Gedenkkultur der deutschen Mehrheitsgesellschaft nicht akzeptiert.

00:39:24: Und das möchten wir einfach nicht.

00:39:25: Wir möchten zeigen, dass das uns gehört.

00:39:27: Das

00:39:27: Gedenken

00:39:27: gehört den Betroffenen.

00:39:28: Diese Situation fand ich total gut, weil es so klar diese Konfrontation deutlich wurde.

00:39:34: Der Bürgermeister kommt mit seiner Entourage, mit seiner Kranz und da vorstellen die Leute ein würdiges Gedenken und dann gibt es so richtig so ein Clash.

00:39:42: Man macht eigentlich so ein bisschen nicht Platz und dann drücken die sich so ein bisschen durch.

00:39:46: Also wo noch mal wirklich klar wird, hier gibt es einen echten, echten Konflikt und sie schämen sich im Grunde genommen nicht.

00:39:52: Ja

00:39:52: und wir möchten vermitteln, dass, also das machen wir sehr gut finde ich, wir möchten vermitteln, dass genau in diesem Punkt Betroffene aus ihrem Gedenken raus katapultiert werden von einer ignoranten Mehrheitsgesellschaft, weil es steht ja auch eine Mehrheitsgesellschaft dahinter, die das akzeptiert.

00:40:08: Wir haben eine Gesellschaft, die akzeptiert, dass Betroffene nicht implementiert werden in Ihrem Gedenken.

00:40:13: Und das nicht nur seit Mölln.

00:40:14: Und zwar schon sehr lange.

00:40:16: Wobei das sich erinnert auf Grund sozusagen.

00:40:18: Das muss man jetzt auch.

00:40:19: Ja, also wenn wir jetzt von der heutigen Zeit reden, können wir natürlich über ganz andere Dimensionen des Gedenken sprechen.

00:40:24: Aber ein Fakt ist es noch und das sollten die Zuschauer, die Zuhörer auch wissen, die Möllner Rede ist ja dadurch auch ins Exil gewandert.

00:40:32: Und seit Jahrzehnteinzehnteinzehntein, kontinuierlich in anderen Städten, weil sie Mölln nicht mehr stattfinden darf, im Exil fortgeführt.

00:40:38: Ja, genau.

00:40:39: Das ist ja auch bald wieder soweit.

00:40:41: Wo ist sie das nächste Mal?

00:40:43: Dieses Jahr ist die Moleräte am fünften Elften in München.

00:40:47: Jetzt bin ich zu den Briefen kommen, weil es gab ja nicht nur keine Solidarität damals auch schon, sondern es gab sehr viel Solidarität auch.

00:41:02: Und zwar in Form von Beileits- oder Solidaritätsbriefen.

00:41:08: Die geschickt wurden sind viele.

00:41:10: auch da war ich sehr erstaunt sozusagen.

00:41:14: Noch am selben tag also für so ein datiert.

00:41:16: Einsteinstein November neunzehnzeinzeinzeinzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehnzehn

00:41:37: mit einer Studentin gemeinsam an einer Masterarbeit gearbeitet.

00:41:40: Nora

00:41:40: Zirkelbach.

00:41:41: Das kann man gerne aussprechen.

00:41:43: Weil lustigerweise zwischen meinem Vorgänger und mir in dieser Zeit, wo es hier niemand gab für das Referente, Migration, hat sie das interimsmäßig, war also meine Vorgängerin.

00:41:54: für kurze Zeit.

00:41:55: Sie bringt

00:41:55: eine wundervolle Person.

00:41:56: Ganz

00:41:56: wunderbar.

00:41:57: Sie könntet ihr auch zu einem Podcast einladen.

00:41:59: Die hat auf jeden Fall auch noch ganz, ganz viele Sachen und Erkenntnisse über ihre Masterarbeit durch die Möhlner Geschehnisse erforscht und herausgefunden und auch in ihrer Masterarbeit implementiert.

00:42:08: Sehr wichtiger Beitrag.

00:42:09: Absolut.

00:42:09: Ihr erinnert mich, dass ich mit ihr mal nach Möhln gefahren bin zum Dreiundzwanzig von Berlin im Auto und der erzählte von der Masterarbeit, dass ihr jetzt im Möhlner Archiv recherchiert.

00:42:18: Und in der Masterarbeit, ich habe gerade heute nochmal in ihre Masterarbeit reingeschaut, nochmal nach Briefe geguckt und das steht Einsatz.

00:42:24: Da gab es ganz viele Briefe, Fußnote, Möllner Stadtarchiv, Jahrzehnte.

00:42:29: Genau.

00:42:29: Und dann, nämlich der Aufhänger ist, Norat hat ja diese Masterarbeit in gemeinsamer Kooperation mit mir irgendwie ins Leben gerufen.

00:42:36: Was ich auch sehr gut fand, weil das auch ein solidarischer Akt war von ihr, mich anzurufen, bei mir sich zu melden.

00:42:42: Und sie war total verwirrt, als sie Möllner Archiv war und recherchiert hat, hat sie diese Briefe entdeckt, diese Tausende Beileidsbekündungen, von denen du gerade sprachst.

00:42:51: Alle geöffnet übrigens, alle geöffnet.

00:42:54: Und das heißt, sie waren aus dem Briefumschlägen rausgeholt, die Briefe.

00:42:57: Und sie hat mich dann angerufen und meinte, Ibo, hier sind tausende Briefe.

00:43:01: irgendwie, ne?

00:43:02: Wieso habt ihr diese Briefe an den Stadtarchiv übergeben?

00:43:04: Briefe

00:43:04: an euch.

00:43:05: Ja, und sie dachten die ganze Zeit, also ein normaler Mensch würde ja denken, okay, diese Briefe sind an die Familie gegangen.

00:43:10: Die haben den Archiv das übergeben, weil das hier liegt jetzt im Archiv.

00:43:13: Ich hab gesagt, welche Briefe?

00:43:14: Ich war total erstaunt über diesen Fund, weil das ein Zutaltfond war.

00:43:19: Und hab dann ihr gesagt, warte mal, legt mal auf und hab ich den Archiv angerufen.

00:43:22: Mein Glück, auch im Unglück, ist so ein bisschen, dass der selber Archiv war.

00:43:26: Ja.

00:43:26: Der Dreißigjahr, der gleiche Typ irgendwie, Herr Lopau.

00:43:28: Ich habe ihn angerufen und habe gesagt, Herr Lopau, passen Sie mal auf, sind da irgendwie Briefe, Beileitsbekundungen, die an uns adressiert sind?

00:43:35: Er sagt, sehr, ganz viele.

00:43:37: Möchten Sie die sehen?

00:43:38: Er sagt, nein, ich möchte die abholen.

00:43:39: Die können uns.

00:43:40: Also, wie können Sie das da lagern?

00:43:42: Ich habe dann sofort meine Familie informiert.

00:43:44: Alle haben mir bestätigt, Sie haben von der Existenz der Briefe nichts gewusst.

00:43:49: Und als ich dann da war, habe ich wirklich so ein... zwei, drei Kartonbriefe vor mir gehabt, die haben wir da abgeholt von der Stadt Mölln.

00:43:57: Und als ich die dann nach Hause gebracht habe, war ich total schockiert, weil es waren alles Menschen, die ihre, nicht nur ihrem Beileid bekunden wollten, sondern auch Menschen, die ihre direkte Hilfe angeboten haben.

00:44:08: Du sagst es, in derselben Nacht, in derselben Woche, wo das Haus angezündet wurde, das, was wir gebraucht haben, Menschen, Solidarität, Hilfe, Geld, das war in den Briefen.

00:44:19: Das war in dem Briefen Massimo.

00:44:20: Ja.

00:44:21: Sieben und zwanzig Jahre nach dem Geschehen haben wir diese Briefe bekommen.

00:44:23: Ja.

00:44:24: Das ist so krass.

00:44:25: Wir waren obdachlos nach dem Anschlag.

00:44:27: Ja, wir waren obdachlos.

00:44:28: Noch mal.

00:44:28: Wir waren obdachlos.

00:44:30: Wir haben kein Haus gehabt.

00:44:31: Und dann hat die Stadt Mölln ganz lange für uns irgendwie Unterkunft gesucht und für die anderen Familien.

00:44:37: Auch im Film kommt es vor, dass Menschen sagen, hey, wir haben mit fünfzehn Leuten in einem Zimmer geschlafen bei unseren Familien, weil die Stadt Mölln keine Lösung für uns hatte.

00:44:44: Nach dem Anschlag übrigens.

00:44:46: Und dann lese ich in den Briefen, Leute wollten für uns Haus bauen.

00:44:49: Es gab Menschen, Kommunen, die uns Unterkunft geboten hätten, hätten wir sie kontaktiert.

00:44:54: Sieben und zwanzig Jahre danach, also, von was sprechen wir hier?

00:44:57: Unterlassene Hilfeleistung, Verstoß gegen Briefgeheimnis, weil alle waren geöffnet.

00:45:01: Also, worüber reden wir hier?

00:45:03: Das Geld, diese ganzen Spendengelder in den Briefumschlägen, die waren natürlich nicht mehr da.

00:45:08: Wir wissen heute nicht und können nicht nachkonstruieren, was damit passiert ist.

00:45:12: Aber was mich so extrem aufgeregt hat, so, wo ich dachte, Krass, mehr Gewalt geht eigentlich nicht.

00:45:19: War sozusagen ein Brief, was ich gerne auch hier erzählen möchte.

00:45:23: Ja, auf

00:45:23: jeden Fall.

00:45:24: Ich war sieben Jahre alt.

00:45:26: Mein Cousin war sechs Jahre alt.

00:45:28: Mein Bruder war acht Monate alt.

00:45:29: Es gibt unzählige Kinder aus der Rettselburger Straße, die ähnlich alt waren wie wir.

00:45:33: Wir sind Kinder gewesen.

00:45:34: Du hast selbst eine Tochter.

00:45:36: Und nach dem Anschlag waren wir Kinder, hoch traumatisiert bis heute.

00:45:42: Und wenn man aus der psychosomatischen Sicht.

00:45:45: das betrachtet, kann man Kinder mit spielerischen Therapien aus einer gewissen Situation rausholen, zumindest für den Anfang.

00:45:51: Und es hat uns ein Ponyhof geschrieben.

00:45:54: Das Ponyhof hat geschrieben, sie haben ein Angebot, wir können eine Woche auf Ponys reiten.

00:45:58: Die Kinder sozusagen, die von dem Anschlag traumatisiert sind.

00:46:02: Und jetzt ist das sozusagen...

00:46:06: Also genau das, was ihr gebraucht hättet in dem Moment.

00:46:08: Genau das, was wir gebraucht haben.

00:46:09: Einfach mal rauskommen aus diesem Horrorhaus.

00:46:12: Alles was für das Kinder gebraucht hat war in diesem Brief einfach eigentlich implementiert und das Angebot war so besonders.

00:46:18: Und jetzt halte ich mal fest, der Bürgermeister, Herr Dörfler, hat diesen Ponyhof geantwortet.

00:46:23: Und er hat geantwortet.

00:46:24: und diese Antwort schreiben haben wir auch.

00:46:26: Kein Interesse.

00:46:26: Die Familien

00:46:27: haben an ihrem Angebot keinen Interesse.

00:46:29: Also ich als Kind, bis heute, als Erwachsener, ich habe immer noch, ich möchte nur diese Frage instellen.

00:46:36: Also die ganzen anderen Briefe erstmal zur Seite legen und sagen, wieso hast du für mich geantwortet?

00:46:40: Wieso hast du für mich geantwortet, Alter?

00:46:41: Ich war sieben Jahre alt.

00:46:43: Ich habe diese Ponys gebraucht.

00:46:44: Wer bist du denn, dass du für mich entscheidest, dass ich diese Ponys nicht brauche?

00:46:48: Und er möchte mit mir nicht reden.

00:46:50: Und das ist so krass.

00:46:51: Und deswegen... Wenn

00:46:52: damalige Bürgermeister heute nicht mit dir reden.

00:46:54: Genau.

00:46:54: Und ich möchte nicht weiter spoilern.

00:46:56: Man sollte den Film unbedingt anschauen.

00:46:58: Weil der Film

00:46:58: beantwortet alle Fragen zu dem ganzen Geschehenes.

00:47:00: Im

00:47:00: Film werden viele dieser Briefe ja auch gezeigt, eingeblendet.

00:47:03: Nicht nur die

00:47:04: Briefe.

00:47:04: Wir haben auch die Briefeschreiberinnen gefunden.

00:47:06: Drei von denen haben wir vor die Kamera gebracht.

00:47:09: Wir haben Briefe vor die Kamera gebracht.

00:47:11: Wir haben eigene Recherchearbeiten durchgeführt.

00:47:14: Wir haben einige Feststellungen gehabt.

00:47:18: Wir haben ganz viele, zusätzlich haben wir Archivarbeit betrieben.

00:47:22: Wir haben die Briefe von einem Archiv zum nächsten Archiv gebracht.

00:47:26: Die Briefe sind jetzt sozusagen alle im Original bei Dommet, also das Museum Selma.

00:47:31: Und man kann sich dort

00:47:32: auch einsehen.

00:47:33: Genau, weil das ein Museum ist, das wir unseren Vertrauen geschenkt haben.

00:47:37: Das sind halt super viele Sachen, die ich hier gerade erzähle.

00:47:39: Aber Fakt ist, alles, worüber wir heute geredet haben, passiert ehrenamtlich und wird getragen von Betroffenen.

00:47:47: Was ist ein beschämendes Bild, oder?

00:47:48: Und das ist auch wichtig, dass man darüber spricht, dass Betroffene diese Arbeit nicht machen müssen.

00:47:53: Aber sie müssen es machen, weil kein anderer für sie das macht.

00:47:56: Das stimmt.

00:47:58: Noch mal zu dem Film, also da jetzt zu dem Film.

00:48:01: Martina Priessner ist die Filmemacherin.

00:48:04: Sie hat sich entschieden mit euch zusammen.

00:48:07: diesen Film zu drehen über diese Möller Briefe.

00:48:10: Andersrum.

00:48:11: Wir haben entschieden mit Martina zusammen diesen Film zu machen.

00:48:14: Erzähl doch mal, wie das zu kam.

00:48:17: Ja, wenn man mich kennt, weiß man, dass ich niemals, dass ich niemals diese Segeln außer Hand gebe, wenn es um Projekte von Betroffenen geht.

00:48:25: Deswegen ist es ganz wichtig zu erwähnen, wir haben Martina einen Film geschenkt, wir haben der Gesellschaft eine Perspektive geschenkt und nicht andersrum.

00:48:34: Wir haben entschieden, dass dieser Film zustande kommt.

00:48:36: Und das auch wichtig, das erzählt auch Martina Priessner selber, dass sie Regisseurin des Films.

00:48:40: Wir haben uns in Offenbach kennengelernt.

00:48:43: Bei einem anderen Veranstaltung von mir, der zweite Anschlag, wo ich den Film zeige.

00:48:47: Es gibt noch einen weiteren Film, der zweite Anschlag.

00:48:49: Jetzt sind mittlerweile drei Filme von mir.

00:48:51: Und im zweiten Anschlag geht es eher um die Perspektive von Betroffenen.

00:48:55: Wie werden sie nach einem Anschlag behandelt?

00:48:57: Den haben wir ja damals auf der Korpschrasse gezeigt.

00:48:59: Genau, genau.

00:48:59: Und zusätzlich gibt es ja einen Workshop von mir, den ich dazu anbiete in Schulen, aber auch im Bildungsformat.

00:49:04: Man kann nicht buchen als Bildner, ne?

00:49:05: Als politischer Bildner.

00:49:06: Genau, als politischer Bildner.

00:49:08: Und da habe ich Martina kennengelernt und sie hat erfahren, dass zu dem Zeitpunkt habe ich die Briefe ja gerade neu entdeckt gehabt.

00:49:14: Ich glaube, wir haben uns kennen gelernt.

00:49:16: Also quasi genau in demselben Jahr, wo ich die Briefe entdeckt habe.

00:49:19: Und er hat dann erzählt und sie hat dann gesagt, pass mal auf.

00:49:23: Ich bin Regisseurin, ich hätte total große Interesse, ein Film daraus zu machen.

00:49:26: Ich habe gesagt, du, ich habe eigentlich auch ein großes Interesse, lass uns das gemeinsam machen und essen gemeinsam das Projekt daraus entstanden.

00:49:33: Was viele natürlich nicht wissen, ist auch ein witziger Punkt.

00:49:36: Ihr kennt auch das deutsche Volk, wir im Film das deutsche Volk von Marcin.

00:49:41: Zu Hanau, zum Hanau.

00:49:42: Eigentlich wollte ich dem Film die Möllerbriefe mit Marcin machen, weil der kannte die Geschichte auch.

00:49:47: Und Marcin war ja fest, sozusagen eingebunden in dem Film Das Deutsche Volk und hat gesagt, kannst du warten, bis ich das fertig habe?

00:49:54: Und ich habe gesagt, Marcin, wenn ein Angebot kommt, fang jemand anders, dann mache ich das mit der.

00:49:59: Und das war halt eine wirklich gute Entscheidung auch vom Marcin und auch vom Martina, dass wir das parallel laufen lassen, weil die Filme sind ja auch parallel rausgekommen.

00:50:06: Und beide auf der Bellinade zum ersten Mal gezeigt worden dieses Jahr.

00:50:08: Beide auf der Bellinade,

00:50:09: beide zusammen parallel.

00:50:10: Und das war genau richtig, genau richtiger Zeitpunkt auch gerade jetzt zu der Zeit, wo...

00:50:14: Ja.

00:50:15: Rechtegewalt noch mehr zunimmt.

00:50:17: Das deutsche Volk von Marcin, der Film, der ist, über den reden wir jetzt hier heute nicht, aber er ist auch total beeindruckt.

00:50:23: Ich weiß, ich war am Tag nach dem Anschlag in Hanau, am nächsten Morgen in Hanau und er war auch da.

00:50:31: Und er blieb einfach mit seiner Kamera und hat wirklich jahrelang die Familien begleitet, gefilmt, ihr Vertrauen gewonnen und hat dann diesen Film mit diesem Material machen können.

00:50:42: Und

00:50:43: so schließt sich der Kreis.

00:50:45: Ich war auch eigentlich in dem Film drin von das deutsche Volk.

00:50:47: Ich wurde halt irgendwann entschieden, dass ich rauskomme, weil ich war zu seiner Zeit, hab dann zwei Workshops gegeben für die Betroffenen in Hanau.

00:50:56: Und das wurde auch aufgenommen.

00:50:58: Aber bewussterweise wurde das rausgenommen, weil die Leute sonst eher die Frage zeichnen hätten, woher kommt jetzt dieser Typ irgendwie.

00:51:03: Er kommt einfach aus dem Nichts und möchte betroffene Schulen oder den Workshops geben.

00:51:09: Und deswegen, also, ich meine nur, da stießt sich der Kreis wieder, wie vernetzt wir eigentlich miteinander.

00:51:13: Ist

00:51:13: es vernetzt, ja.

00:51:14: Ist es vernetzt.

00:51:16: Politisch, persönlich, genau.

00:51:20: Noch mal zu dem Film Möllerbriefe.

00:51:21: Also, ich habe den jetzt zweimal gesehen, einmal in der Berlinale, einmal bei der Premiere in... Hier ist es in Berlin neulich.

00:51:29: Genau, ich finde ihn total berührend, total empowernd, weil er eben auch nochmal zeigt, was Solidarität bedeutet.

00:51:38: Also einerseits... Was es bedeutet, wenn sie vorhandhalten wird, die Gewalt, also an euch, das ist dieser Skandal quasi.

00:51:44: Aber andererseits ist es auch so berühren, dass ihr, dass es die gab, dass ihr das zeigt, zeigt die Filme, ihr habt Leute recherchiert, die die geschrieben haben, die damals, ich weiß, eine Frau in dem Film, die du dann besuchst, die war damals selber ein Schulkind in deinem Alter.

00:52:00: Zwei sogar.

00:52:00: Ja, das hat mich wirklich so berührt.

00:52:05: Und auch wie Martina eigentlich diesen Film oder ihr gemeinsam den gemacht habt, es ist ein wahnsinnig persönliches Bild.

00:52:13: Er hat es auch wirklich weggespült.

00:52:18: Auch noch mal zum Beispiel die Geschichte von deinem Bruder, wie er sich da aufmacht und zeigt auf eine Art sozusagen seinen Trauma.

00:52:28: wie er seinen Trauma durcharbeitet, persönlich eine Auseinandersetzung von mir mit der Mutter, eurer Mutter, wie er spricht und über sich selber, über seinen Körper.

00:52:45: Das fand ich so mutig.

00:52:47: Aber auch mal eine Schwester, das erste Mal über ihr eigenes Leid organisiert.

00:52:52: Jealous zählt als indirekte Betroffene, weil sie ja nicht auf der Welt war zu seiner Zeit.

00:52:56: Ja,

00:52:56: sie ist nach dem Anschlag ein paar Jahre.

00:52:58: Genau, aber hat ja den Namen der ermordeten Jealous bekommen, damit sozusagen mit dieser Böde sich auseinanderzusetzen.

00:53:04: Das ist auch eine wahnsinnig berühmte, berührende Situation, wo sie sagt, sie möchte einfach mal über diese Böde nicht tragen und gleichzeitig natürlich kann sie auch nicht sagen, dass sie sie nicht tragen will, weil es natürlich eben auch eine Ehe.

00:53:16: Also sie sich natürlich verpflichtet fühlt auch.

00:53:18: Ja, und das ist auch noch mal wichtiger Punkt zu erwähnen, dass dieser Film dazu beigetragen hat, dass diese beiden Personen angefangen haben zu reden.

00:53:25: Jelles und Namook.

00:53:26: Wir haben davor nie geredet darüber.

00:53:28: Das bedeutet ja, ich habe auch durch den Film das erste Mal erfahren, wie viel Leid ihr Name mit sich trägt bei ihr.

00:53:34: Das habe ich ja vorher nicht gewusst, hat sie mir nie geredet.

00:53:37: Und das zeigt sozusagen, dass solche Prozesse, diese solche Projekte, wo wir betroffen, aktiv mit einladen, mitzumachen.

00:53:42: dazu führen, dass die Empowerment Prozesse ausgelöst wird, dass sie sprechen.

00:53:46: Du siehst es, es funktioniert.

00:53:48: Ihr arbeitet das durch, vor der Kamera und auch wegen der Kamera.

00:53:52: Und nutzen das nochmal für uns selbst aus, um daran zu arbeiten, welche Empowerment Prozesse bei uns ausgelöst wird.

00:53:57: Also würdest du sagen, dass dadurch, dass die Kamera sozusagen dabei war, also Martina und ihr Team, dass das auch nochmal euch ermöglicht hat, nochmal anders beieinander zu sprechen oder über euch selber zu sprechen?

00:54:08: Auch.

00:54:09: Auch, aber auch sozusagen der Vertrauen.

00:54:11: Man muss auch über Vertrauen sprechen.

00:54:13: Also Martina ist eine weiße Frau.

00:54:14: Eine weiße deutsche Frau, die einfach mal in unsere Familie reingekommen ist und unsere Geschichte erfahren hat.

00:54:19: Aber wir haben trotzdem einen immensen Vertrauen aufgebaut haben, ihr unsere Geschichte zu erzählen.

00:54:24: Neben ihr, mit ihr.

00:54:25: Und wir sogar sozusagen sehr unselbst ertappt gefühlt haben, wir kennen uns geschwisterlich gar nicht so richtig, weil wir nie darüber gesprochen haben.

00:54:33: Also es gab auch einen Umbruch dann in der Familie, weil Liel ist zum Beispiel nach dem Film.

00:54:37: entschieden hat, sie macht jetzt einen eigenen Projekt.

00:54:39: Sie macht jetzt einen neuen Filmprojekt mit Daniel Prostrag, einem Freund von uns.

00:54:44: Was erzählt uns das?

00:54:45: Diese Empowerment-Prozesse sind zwangsweise wichtig, dass man sie voranträgt, diese Empowerment-Prozesse zu lösen, damit Betroffene das Schweigen durchbrechen und darüber hinaus sogar eigene Projekte.

00:55:02: Das eine führt zum nächsten.

00:55:03: Das ist eigentlich wie so eine Treppe.

00:55:04: Genau

00:55:05: so wie bei mir damals.

00:55:08: Was ich auch total gut fand in den ganzen, wie ich es kannte, viele Jahre, dieses Gedenken an Mölln, oftmals das Gedenken an einem Brandensteigen an Mühlenstraße war.

00:55:18: Die Ratzenburger Straße immer so wenig vorkommt und sie kommt in den Filmplätzen sehr stark vor.

00:55:21: Also da ist ja auch vielleicht ein bisschen dieses Thema von... Konkurrenz, also wie man Konkurrenz gesetzt wird auch angesprochen.

00:55:29: nicht gibt so eine Szene, wo der eine aus der Ratzebrüche, den dann Besuch saß.

00:55:33: Naja, die gucken immer alle auf euch und gar nicht auf uns.

00:55:36: Uns hat niemand gefragt und du dann irgendwie so sinngemäß, ich kriegst nicht mehr so ganz zusammen und sagst naja, aber wir kämpfen ja auch für euch und jetzt gibts hier auch diesen Film und da sollte er jetzt auch mit dabei sein.

00:55:47: und dem Briefen sollte er dabei sein, weil die Briefe wurden ja auch an sie adressiert.

00:55:51: Also an die oft waren ja so, die wurden ja adressiert an die.

00:55:55: Betroffenen Türken in Mölln oder so.

00:55:57: Ja, ja, ja.

00:55:58: So stand ja oft die Adresse drauf.

00:56:00: Ja, es geht ja nicht sozusagen darum, wer hat die Solidarität verdient, um wer nicht.

00:56:05: Und wer hat das, wer hat die Beinheitsbekündungen verdient, um wer nicht.

00:56:08: Sondern es geht um den Inhalt dieser Briefe.

00:56:10: Und in den Inhalt der Briefe solidarisieren sich Menschen mit Opfern, mit Betroffenen.

00:56:17: Und dazu zählen ja alle.

00:56:18: Ja, ich sehe sogar.

00:56:19: Aber

00:56:19: sie waren neu in dem Gedanke.

00:56:21: Diese Bilder mit den auch älteren, gerade Frauen aus der Ratzeburger Strasse, die an der Sitzenden bei DOMIT und...

00:56:27: Ich hänge mich sogar aus dem Fenster und sage, diese Briefe, die uns an uns geschickt wurden, sind auch stellvertretend an die Menschen geschickt worden, die von NSU betroffen sind und von Harnau betroffen sind.

00:56:36: Weil die Solidarität, die hat ja kein Mindesthaltbarkeitsdatum.

00:56:40: Die ist ja... ... permanent da.

00:56:41: Zum Glück

00:56:42: siehst du keinen Kuchen, der immer kleiner wird, ... ... der immer größer wird.

00:56:45: Man muss sich

00:56:45: nur den Betroffenen zukommen lassen ... ... und das hat die Stadt Mölln versäumt ... ... und das hole ich jetzt nach.

00:56:50: Ich möchte einfach die Betroffenen alle ... ... mit einschließen und sagen ... ... es gehört nicht beim Arslan.

00:56:55: Vor allen Dingen, ich war damals sowieso sieben Jahre alt ... ... es gehört uns allen ... ... und dadurch gehört auch diese Arbeit, die ich mache ... ... uns allen.

00:57:02: Jeder von euch kann das, was ich mache, ... ... exakt so machen.

00:57:05: Wenn ihr das nicht möchtet, akzeptiere ich das, ... ... aber ich muss denen eine Plattform schaffen ... Damit sie wissen, die haben das Gird Denen.

00:57:12: Diese Plattform Gird Denen, die können genau das gleiche machen wie die Prämie Arslan.

00:57:15: Und sie machen es jetzt ein Stück weit auch, oder?

00:57:17: Ich hoffe, ja.

00:57:18: Ich werde sie in jeglicher Hinsicht unterstützen, wie ich bei allen anderen Betroffenen bundesweit mache.

00:57:23: Ich möchte noch eine Frage stellen zu dem Film, also das hat mich irgendwie... Ich bin da selber gar nicht so drauf gekommen, aber bei der Premiere Nordisch in Berlin, da gab es dann danach ein Publikumsgespräch aus dem Publikum, die Frage an dich, du saßst vorne auf der Bühne mit deinem Bruder, da hat eine Frau gefragt aus dem Publikum, Sag mal, warst du nicht total wütend auf diesen Archivar?

00:57:43: Weißt du noch die Frage?

00:57:45: Genau, bei den Filmen wird die Wut nicht gezahlt.

00:57:47: Da ist ganz höflich freundlich.

00:57:49: Du konfrontierst ihn und sagst, wie kann das sein?

00:57:51: Wie kann das sein?

00:57:51: Und er gibt halt so eine Beamtenantwort.

00:57:53: Naja, wieso ist euer Sachgemäß hier?

00:57:55: Ja so, schau mal, Wut ist so lang... Also Wut muss man ja auch erstmal definieren.

00:57:59: Was bedeutet Wut eigentlich?

00:58:00: Also ist das der Moment, wo man außer sich geht und den Archivar schlägt?

00:58:05: oder beleidigt.

00:58:06: Ja, vielleicht in den Puls spürt in sich.

00:58:07: Also, ein Wut ist ja auch immer... Also,

00:58:10: ich möchte einfach immer bei allen Interventionen, die ich betreibe, auch auf Bühnen, wo wir permanent Rassismus erleben, immer noch, ne?

00:58:17: Weil wir sozusagen mit Antifaschistinnen auf einer Bühne sitzen und sie ihren eigenen Rassismus raushängen lassen, müssen wir ja als Betroffene, die da sitzen, das ertragen.

00:58:27: Und ich wollte das auf die Leimwand bringen.

00:58:28: Ich wollte das auf die Leimwand bringen, dass Menschen sehen, was wir alles noch zusätzlich ertragen müssen.

00:58:33: Zudem Leid, was uns zugefügt wurde.

00:58:35: Und das war für mich wichtig, in dem Moment mich zusammen zu reißen.

00:58:38: Klar, in einem privaten Kontext hätte ich mit Sicherheit emotional reagiert und hätte den Archiv in einem Archivbox reingesteckt.

00:58:45: Das ist unabhängig davon.

00:58:47: Aber in dem Moment war es für mich wichtig, und das ist sehr gut rübergekommen, wie ich finde, dass Menschen sehen, wie viele Betroffene noch zusätzlich ertragen müssen.

00:58:56: Und ich repräsentiere dort ganz viele Betroffene.

00:59:01: Und Betroffene sogar von der Show, denen... so viele Objekte geklaut wurden und in deutschen Museen ausgestellt werden, wo Betroffene der Showa hingehen und ihre Koffer und ihre Möbel da ausgestellt sehen und nichts machen können.

00:59:15: Das ist so krass.

00:59:16: Ich

00:59:16: finde halt diese Vielfältigkeit, die Emotionen auch interessant.

00:59:20: Das ist ja auch eine Schwierigkeit, eine Herausforderung.

00:59:22: Da soll der Realitätsarbeit immer verschiedene Emotionen im Raum stehen, das weiß ich beim NSU.

00:59:27: Tribunal war es ja so, dass man natürlich die ganze Zeit auch miteinander geweint hat, weil es so schrecklich war, die ganze Gewalt und das Leid und die Toten und der Rassismus, den die Opfer dann ausgesetzt waren.

00:59:40: Aber man hat auch total gemeinsam die ganze Zeit gelacht, weil gesagt hat, ey, wir lassen uns das nicht, so wie du das aussah, wir lassen uns hier nicht den Mond verbieten, wir werden weiter auftreten, wir werden weiter hier in diesem Land leben, wir lassen uns nicht vertreiben, wir werden hier Kinder kriegen.

00:59:56: Also das war ja auch ein Ausdruckerstärke und es gab als Drittes eben auch die Wut.

01:00:00: Wir wollen wissen, wer sind die Verantwortung?

01:00:02: Wir wollen, dass die Zerechenschaft gezogen werden.

01:00:03: Also auch ein konfrontatives Moment der Wut.

01:00:05: Und diese Trauerwut und gleichzeitig auch eine Selbstbewusstsein, eine Siegespause quasi da drin.

01:00:14: Das widerspricht es ja irgendwie, aber es war doch immer da.

01:00:17: Und ich finde, in deiner Arbeit ist das auch mal alles drei gleichzeitig spürbar.

01:00:21: Es

01:00:21: hat auch einen gewissen Grund dafür.

01:00:22: Es gibt einen extrem gewissen Grund dafür.

01:00:24: Und das haben wir auch von Showüberlebenden gelernt.

01:00:27: Aber diese Gesellschaft hat es nicht gelernt.

01:00:29: Diese gemütliche Dominanzgesellschaft, die sich zurücklehnen kann, hat immer, immer wieder unsere Geschichten, unser Leid konsumiert.

01:00:37: Machen sie immer noch.

01:00:38: Und dadurch haben sie sich an unseren Leid gewöhnt.

01:00:41: Aber wir zeigen durch unseren Interventionen, dass diese Gesellschaft aufhören muss, sich nicht nur an unseren Leid zu gewöhnen, sondern auch unserem Widerstand.

01:00:48: Das ist erstmal sozusagen, das akzeptieren die erstmal nicht und respektieren sie nicht, weil es ist etwas Neues.

01:00:54: Weil man muss die Antworten, die Fragen beantworten der Gegenwart.

01:00:58: Ja,

01:00:58: sie werden immer nervös, wenn die Opfer nicht nur Opfer sind.

01:01:00: Genau.

01:01:01: Und das lassen wir einfach nicht mehr zu.

01:01:02: Wir lassen sie jetzt an unserem Widerstand gewöhnen, bis sie das lernen.

01:01:06: dass sie lernen, dass es Betroffene gibt, die Widerstand leiden.

01:01:09: Das ist nur ein doppelter Kampf sein kann.

01:01:11: Also man kämpft dafür, als Opfer anerkannt zu werden und gleichzeitig kämpft man dafür, kein Opfer mehr zu sein, weil man ja auch nie eins war, also beides gleichzeitig.

01:01:21: Genau, dieser Film ist läuft jetzt in den Kinos.

01:01:25: Und du hast mir gerade eben, als ich dich vom Bahnhof abgeholt habe erzählt, dass ihr als Familie dabei ganz vielen... Prämieren jetzt auch dabei war.

01:01:37: Wie viele Städten lief das jetzt schon?

01:01:38: Wo warst du jetzt schon alles?

01:01:39: Also ich weiß, dass es in Hundert-Eins-Kinos lief,

01:01:42: da läuft.

01:01:43: Und heute haben wir eine Zuschauerzahl sozusagen veröffentlicht.

01:01:48: Über zehn Tausend Menschen haben den Film gesehen, nicht mal in einem Monat jetzt.

01:01:53: Das ist so krass schön, diese Solidarität auch hinterher.

01:01:56: Davor hatten wir auch ganz viele Filmprämierenden in verschiedenen Ländern auch.

01:01:59: Die zählen ja nicht dazu, aber... Trotzdem muss ich sagen, wir waren wirklich in mehr als vierzig, fünfzig Städten mit dem Film unterwegs.

01:02:07: Und ich persönlich war auch tatsächlich in den letzten halben Monaten jetzt in fast zwanzig Städten, zum Teil sogar an einem Tag, an zwei Städten gleichzeitig.

01:02:15: Also war eine heftige, heftige Erfahrung für mich, was ja eigentlich weitergeht.

01:02:20: Ich war gestern noch in Hamburg und hab den Film dort gezeigt und es geht ja weiter und darüber hinaus.

01:02:25: Ich kenn das ja auch von den anderen Filmprojekten, die ich gemacht habe.

01:02:29: In nächstes Jahr und darüber hinaus werden wir ja permanent eingeladen von Antifa-Veranstaltungen oder zur Schulveranstaltung bis hin zu vielleicht auch politischen Bühnen, hoffentlich, was wir halt wirklich durch diesen Film bezwecken möchten.

01:02:40: Das ist ja kein gut für ein Movie, so wie man es schön sagt, sondern ein Film, was zum Nachdenken anregt, ein Film, das zum Handeln anregt.

01:02:48: Wir möchten damit zeigen, Leute, wir haben in Mölln durch ein Zufall von diese Briefe entdeckt.

01:02:54: Bitte.

01:02:55: Geht nach Heuerswerder, geht nach Rostock, geht nach Lübeck und studiert und recherchiert in den Archiven.

01:03:01: Die Solidarität der Mehrheitsgesellschaft war bestimmt nicht auf Möllen zu reduzieren, sondern es gibt auch bestimmt in anderen Städten Briefe, Spenden, Hilfsangebote, die dem Betroffenen vorenthalten werden.

01:03:15: Und wenn das passiert, dass da nochmal was gefunden wird.

01:03:17: Ich meine, das ist noch ein größerer Erklar, als das, was ich hier berichtet

01:03:21: habe.

01:03:21: Stimmt, weil sicherlich kein Einzelfall.

01:03:23: Natürlich ist das im Grunde eine Aufforderung, jetzt genauer zu gucken, überall woanders auch.

01:03:30: Insofern trägt der Film ja bestimmt dazu bei.

01:03:32: Also ich finde eben beides, also er macht es berührt unglaublich, aber er empowert auch wahnsinnig, also genau zum selber aktiv zu werden.

01:03:41: Und vielleicht sorgt er auch dafür, dass wenn Rotsagebriefe geschrieben werden, nach einem Anschlag, die nicht mehr so

01:03:48: easy...

01:03:49: Ja, genau.

01:03:51: Nicht so easy auf jeden Fall in einem Archiv verschwinden können, weil das vielleicht einfach nicht mehr durchgeht.

01:03:56: Genau.

01:03:56: Hoffentlich

01:03:57: nicht.

01:03:57: Hoffentlich

01:03:58: nicht.

01:04:00: Wir sind durch mit der Zeit, ich bin dir total dankbar, dass du wohl durch die ganze Zeit durch die Republik Tours heute nochmal extra nach Berlin gekommen bist, hier für die Aufnahme.

01:04:10: Gibt es noch etwas, was du jetzt vielleicht auch noch mal sagen willst in die Zukunft gerichtet?

01:04:13: Also, wie geht es jetzt weiter?

01:04:15: Was sind die nächsten Schritte?

01:04:16: Ja, also, da muss ich nochmal auch mich bedanken, weil die Rosa Luxemburg Stiftung und du auch persönlich Massimo, du bist ein super langer Wegbegleiter und dafür ist ein ganz großer Dank auszusprechen, was aber auch gleichzeitig bedeutet, es gibt ja, es gibt ganz viele Stiftungen in Deutschland und auch ganz viele NGOs, die sollten aufgefordert werden, dadurch auch durch eure Arbeit.

01:04:38: zu sehen, Betroffene brauchen Unterstützung, weil sie alles Ehrenamt nicht machen.

01:04:41: Und durch euren Einsatz und auch durch das Erkennen und Benennen von betroffenen Perspektiven und auch sie als Experten anzuerkennen, ist es ultra wichtig für uns, um an Ressourcen ranzukommen.

01:04:55: Und vielleicht nochmal darüber hinaus zu sagen, nimmt euch ein Beispiel auch wirklich an solche Stiftungen wie Rosa Luxemburg Stiftung oder auch ein Einzelpersonen wie Massimo und auch andere Menschen, die uns Jahrzehntelang unterstützt haben wie Kurt Lujurczewen und alle anderen, die hier, wenn ich hier die Namen nenne, jetzt werden wir jetzt tagelang

01:05:12: sitzen.

01:05:13: Was aber auch schön ist, weil wir dadurch die Verlesen haben.

01:05:16: Genau und aber weiterhin die Aufforderung auch an andere NGOs, bitte realisiert unsere Arbeit und nimmt sie mit auf, damit wir gemeinsam voran streiten können.

01:05:28: Wir vertrauen den Staat nicht, wir vertrauen euch.

01:05:31: Und das ist halt wichtig, dass wir mal hier ergänzen zu sagen.

01:05:34: Danke,

01:05:34: dass es euch geht.

01:05:35: Vielen Dank dir, Ibrahim Langstein.

01:05:39: Ihr hörtet den Maniport im Gespräch mit Ibrahim Aslan.

01:05:41: Überlebender des rassistischen Brandanschlags in Mölln, neunzwar zweiundneunzig.

01:05:45: Zum Thema der Erinnerung an rechte Gewalt und die Möglichkeiten der Solidarität.

01:05:49: Wie immer findet ihr weiterführende Infos und Links in den Captions auf unserer Website unter rosalux.de.

01:05:55: slash Maniport.

01:05:56: Bleibt stabil, solidarisch und pospikrantisch.

01:05:59: Bis zum nächsten Mal.

Über diesen Podcast

ManyPod - der Podcast für die Gesellschaft der Vielen

Von und mit Massimo Perinelli.

The Umvolkung is finally here! Der ManyPod ist ein Gesprächs-Podcast, der euch die Kämpfe der Migration um die Ohren hauen möchte. Wir unterhalten uns mit Freund*innen und Genoss*innen aus der Bewegung, der Wissenschaft, Kultur und Politik darüber, wie wir die Verhältnisse zum Tanzen bringen können.

von und mit Massimo Perinelli

Abonnieren

Follow us