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Böllern gegen den Staat?

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Die entgrenzten Debatten, die sich nach der Silvesternacht entsponnen haben, sind bis heute nicht abgerissen. Viele Stimmen aus Politik und Medien überschlagen sich darin, rassistische Stereotype über migrantische Jugendliche, vor allem aus dem Berliner Bezirk Neukölln, zu verbreiten. Was aber ist der Grund für diese beispiellose mediale politische Hetze gegen die migrantische Bevölkerung in Berlin und in ganz Deutschland? Und was kann einer Berichterstattung entgegengesetzt werden, die postfaktisch, selektiv und ahistorisch argumentiert?

Diese Fragen diskutiert Massimo Perinelli vom ManyPod mit der politischen Bildnerin, meinungsstarken Journalistin und kommunistischen Influencerin Simin Jawabreh.

Simin Jawabreh ist 25 Jahre alt. Sie absolviert an der FU Berlin ihren Master in Politikwissenschaft und arbeitet als studentische Hilfskraft an der Humboldt-Universität im Bereich Politischer Theorie und in der politischen Bildungsarbeit zu Dekolonialismus, Marxismus und Sicherheit. Sie ist als Kommunistin in diversen antirassistischen Bewegungen aktiv und schreibt auch journalistisch. Auf Instagram (@siminjawa [https://www.instagram.com/siminjawa]) bezeichnet sie sich ironisch als „Professionelle Krawallbarbie“, doch ihre Inhalte sind meist ernst: Es geht um Kapitalismus, Kolonialismus, Polizeigewalt – und darum, wie wir all das überwinden können.

Foto: Doro Zinn

Gegen die Zeit! Intersektionale Perspektiven auf den globalen Zeitdiebstahl

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Zeit läuft nicht für alle gleich. Geflüchtete und entrechtete Menschen werden mit Gewalt stillgelegt und warten darauf, dass ihr Leben endlich anfängt. Warten ist eine Herrschaftstechnik, die Ungleichheit erzeugt, unterschiedliche Geschwindigkeiten für unterschiedliche Menschen erlaubt, und eine unterschiedliche Verteilung von Hoffnung bedeutet. Die Zeit des Wartens ist entwertet, leer, und gilt als unproduktiv. Ebenso jene Zeit der unsichtbaren, weiblich konnotierten Fürsorge-Arbeit.

Mit Friederike Beier und Shahram Khosravi diskutiert der ManyPod über die kapitalistische Ausbeutung, die über den globalen Diebstahl der Zeit von Migrant*innen, Frauen* und anderen marginalisierten Gruppen stattfindet. Und darüber, welches transformative Potential darin liegt, wenn Menschen nicht mehr auf Dinge warten wollen, die niemals kommen werden, wenn also die falsche Hoffnung des Spätkapitalismus in revolutionären Pessimismus umschlägt, wie derzeit im Iran und an anderen Orten.

Unversöhnliches Erinnern: Max Czollek und Mohammed Jouni im Gespräch

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Unser Wissen über die Geschichte rassistischer Gewalt, die Migrant:innen, Juden und Jüdinnen, Schwarze Deutsche, Roma und Sinti und alle anderen trifft, die als nicht Deutsch (genug) gelten, speist sich aus der transgenerationalen Weitergabe durch die Betroffenen dieser Gewalt. Erinnerungen bzw. ihre gewaltvollen Unterbrechungen sind grundlegend für die (fehlende) Trauer und die (Un-)Möglichkeit der Durcharbeitung kollektiv erlebter Traumata. Sich zu erinnern bedeutet auch eine gesellschaftliche Aufforderung, das Unrecht zu benennen und dafür zu sorgen, dass es sich nicht wiederholt. Erinnerungen machen daher die Konflikte sprechbar, während der Wunsch nach Versöhnung die Aufgabe gesellschaftlicher Wiedergutmachung überspringt und die Kontinuitäten von Rassismus verschleiert.

Mit Max Czollek und Mohammed Jouni sprechen wir über die Bedrohung durch rechte Gewalt, über das Phantasma von Integration, über deutsches Versöhnungstheater und über migrantische und jüdische Rache.

Max Czollek hat an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft studiert und im Fachbereich Antisemitismusforschung an der Technische Universität Berlin promoviert. Er ist Autor vieler Texte und Bücher, 2018 erschien der viel diskutierte Band «Desintegriert Euch!» sowie der Band «Gegenwartsbewältigung», Anfang 2023 wird sein neues Buch «Versöhnungstheater» erscheinen. Er arbeitet außerdem als Kurator bei der «Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD)», ein Projekt der Leo Baeck Foundation zu pluralistischen Erinnerungskulturen.

Mohammed Jouni ist im Vorstand des Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V. (BumF) und arbeitet im Berliner Betreuungs- und Beratungszentrum für junge Flüchtlinge und Migrant*innen (BBZ). 2005 hat er die Selbstorganisation d«Jugendliche ohne Grenzen» (JoG) mitbegründet. Als Lobbygruppe junger Geflüchteter spielte sie eine zentrale Rolle für die sogenannte Altfallregelung, die 2007 verabschiedet wurde. Für sein Engagement wurde ihm im November 2021 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Ukrainische Geflüchtete: Welcome! Teil 2

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Im 2. Teil der Folge Ukrainische Geflüchtete: Welcome! Willkommenskultur 2.0 und anti-slawischer Rassismus setzen wir die Gespräche des 1. Teils fort mit Expertinnen zum Thema, die außerdem alle selbst osteuropäische Migrationsbiografien besitzen.

Wie kann die breite Solidarität gegenüber Menschen aus der Ukraine zum Vorbild für den Umgang mit allen Geflüchteten werden, damit nicht die Solidarität mit den einen den Preis der Entsolidarisierung mit den anderen kostet? Der ManyPod rückt dabei den anti-slawischen Rassismus, der mit dem Krieg wieder erstarkt ist, in das Blickfeld und nimmt eine empathische Haltung ein, die alle Menschen aus Osteuropa mit einschließt.

Dafür haben wir uns mit der Integrationsbeauftragten Katarina Niewiedzial, der stadtpolitischen Expertin Anastasia Blinzov und der Rassismusforscherin Ana Danilina über ihre Erfahrungen mit anti-slawischem Rassismus und den Möglichkeiten einer nicht-spaltenden Solidarität unterhalten.

Ukrainische Geflüchtete - Welcome! Teil 1

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Seit über einem Monat tobt ein immer brutalerer Krieg in der Ukraine, Millionen Menschen, vor allem Frauen und Kinder sind auf der Flucht. Im Gegensatz zu Geflüchteten aus anderen Kriegsgebieten sind für sie die Grenzen nach Europa offen. Wie schon während des Sommers der Migration 2015 engagieren sich auch heute Hunderttausende aus der Zivilgesellschaft in den Hilfsstrukturen. Im Schatten dieser Empathie werden medial jedoch viele anti-slawische Rassismen transportiert, vor allem gegenüber Russlanddeutschen. Und auch das neue positive Bild von den europäischen Ukrainer*innen ist voller Stereotype, die befürchten lassen, dass die Solidarität gegenüber den Ukrainer*innen – wie schon vor 5 Jahren gegenüber den Geflüchteten aus der Arabischen Rebellion – schnell in Ablehnung umschlagen könnte.
Der ManyPod spricht in dieser Doppelfolge mit mehreren Gästen, die selbst über eine osteuropäische Migrationsbiografie verfügen, über die Willkommenskultur 2.0, anti-slawischen Rassismus und die Chancen einer tragfähigen Solidarität gegenüber allen Geflüchteten und Migrant*innen. Im ersten Teil sind das die Aktivistin Svetlana Schmidt, die Illustratorin Kristina Fahrenbruch und der Autor Dmitrji Kapitelman.

Was bringt Fluctoplasma? Widersprüche im postmigrantischen Kulturbetrieb

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In dieser Folge ist der ManyPod zu Besuch beim Fluctoplasma-Festival in Hamburg und spricht mit dem Kurator und Leiter **Dan Thy Nguyen** über das ehrgeizige Projekt, über 80 Künstler*innen, Kulturschaffende, Aktivist*innen, Betroffene von rassistischer Gewalt oder antirassistische Kollektive zu versammeln, die aus einer migrantischen, nicht weißen Perspektive auf zahllosen Panels, Workshops, Konzerten, Podcasts, Filmen und anderen Formaten ihre Arbeit eingebracht haben. Wir zogen Bilanz und sprachen über antirassistisches und gerechtes Kuratieren, über die Widersprüche im postmigrantischen Kunstbetrieb, aber auch über Fallstricke von falscher Empowerment- und Identitätspolitik und der Gefahr der Schaffung einer migrantischen Anerkennungs- und Kunstelite.

Dan Thy Nguyen ist freier Theaterregisseur, Schauspieler, Schriftsteller und Sänger in Hamburg. Er arbeitete an diversen Produktionen u.a. auf Kampnagel, dem Mousonturm Frankfurt, der Freien Akademie der Künste Hamburg und an der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. 2014 entwickelte und produzierte er das Theaterstück „Sonnenblumenhaus“ über das Pogrom von Rostock -Lichtenhagen. Seit 2020 leitet er mit seiner Produktionsfirma Studio Marshmallow das Hamburger Festival "fluctoplasma - 96h Kunst Diskurs Diversität". Außerdem ist er stellvertretender Vorstand der LAG Kinder- und Jugendkultur Hamburg.

Links:
Festivalseite Fluctoplasma: https://www.fluctoplasma.com

Text von Dan thy Nguyen: Eine geteilte Community. Kalter Krieg, Mauerfall und die vietnamesische Migrationsgeschichte: https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/sonst_publikationen/Erinnern_stoeren/15_eine_geteilte_Comunity.pdf), in: Lierke; Perinelli (Hrsg.): Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive. Berlin 2020.

Podcast Das Sonnenblumenhaus: https://www.rosalux.de/news/id/43068/das-sonnenblumenhaus) Hörspiel von Dan Thy Nguyen verarbeitet die Sicht der Überlebenden des rassistische Pogroms in Rostock-Lichtenhagen.

10 Jahre Selbstenttarnung NSU – Kein Schlussstrich!

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In dieser Folge geht es um den 10. Jahrestag der sogenannten Selbstenttarnung der neonazistischen Terrorgruppe NSU am 4. November 2011. Obwohl das Gerichtsverfahren abgeschlossen und zahlreiche Untersuchungsausschüsse ihre Arbeit getan haben, sagen die Angehörigen der Opfer und viele solidarische Initiativen, dass der NSU bis heute nicht aufgeklärt wurde und es keine Gerechtigkeit gab. ManyPod hat die vielen Stimmen rund um die Selbstenttarnung versammelt, spricht über die Verstricktung der Behörden, die systematische Opfer-Täter-Umkehr, das gesellschaftliche Schweigen zum strukturellen Rassismus und lässt die Familienangehörigen zu Wort kommen.

Linkliste mit weiterführenden Informationen:

Websites:

Offener Prozess https://offener-prozess.de/

Demonstration «Kein 10. Opfer!» https://www.youtube.com/watch?v=ILTB-TPC7RY

Tribunal «NSU-Komplex auflösen», https://www.facebook.com/nsutribunal

Initiative 6. April https://initiative6april.wordpress.com/

Gedenken Mölln 1992, https://gedenkenmoelln1992.wordpress.com/2016/10/26/reclaim-and-remember-das-konzert/

Initiative 19. Februar Hanau, https://19feb-hanau.org/

NSU-Monologe, https://buehne-fuer-menschenrechte.de/nsu-monologe/

Publikationen:

Anklageschrift des Tribunal «NSU-Komplex auflösen»
Dostluk Sineması: Von Mauerfall bis Nagelbombe. Von Mauerfall bis Nagelbombe – Der NSU-Anschlag auf die Kölner Keupstraße im Kontext der Pogrome und Anschläge der neunziger Jahre. 2014.
Markus Mohr; Daniel Roth: Stärkere Strahlkraft. Wahrheit und Lüge in den polizeilichen Ermittlungen im NSU-Komplex 2000-2011. 2021.
Semiya Şimşek: Schmerzliche Heimat. Deutschland und der Mord an meinem Vater. 2013.
Alle Beiträge der Rosa-Luxemburg-Stiftung zum NSU finden Sie auch in unserem Dossier NSU-Komplex

Feminist Refugee Struggle Against the Lager System (English)

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Manypod - The podcast for the society of the many

Despite all the scandals and protests of recent years, the situation in German refugee camps is still characterized by racism, harassment, untenable living conditions and sickening hygiene, as well as the permanent fear of nighttime deportations – especially for women. With the Corona pandemic, this inhumane situation has once again become extremely aggravated. Elizabeth Ngari has been fighting the camp system for almost 20 years with the group Women in Exile. In conversation with ManyPod, she reports on the current situation and the resistance of women refugees in the camps against their disenfranchisement under the conditions of Corona.

Trotz aller Skandale und Proteste der letzten Jahre ist die Situation in deutschen Flüchtlingslagern nach wie vor geprägt von Rassismus, Schikanen, unhaltbaren Lebensbedingungen und krankmachender Hygiene sowie der ständigen Angst vor nächtlichen Abschiebungen - vor allem für Frauen. Mit der Corona-Pandemie hat sich diese unmenschliche Situation noch einmal extrem verschärft. Elizabeth Ngari kämpft seit fast 20 Jahren mit der Gruppe Women in Exile gegen das Lagersystem. Im Gespräch mit ManyPod berichtet sie über die aktuelle Situation und den Widerstand von Flüchtlingsfrauen in den Lagern gegen ihre Entrechtung unter den Bedingungen von Corona.

Linkliste:
[Women in Exile](https://www.women-in-exile.net/)
[Women in Exile Tour 2021](https://cooperativa-film.de/women-in-exile-tour-2021-bremen-fight-for-maternal-rights/)
[International Women Space](https://iwspace.de/)

Die Migrant*innenquote: Chancengleichheit, Integration oder Diversity Management?

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Viele migrantische Organisationen fordern schon lange mehr Diversität im öffentlichen Dienst. Im Berliner Senat kommt nun von der Linken ein Vorschlag für die Erneuerung des Partizipationsgesetzes, in dem es ursprünglich auch um die Frage einer verbindlichen Quotierung von Menschen mit Migrationsbiografien ging. Ob eine solche Quote neben Chancengleichheit auch zu einem Abbau von strukturellem Rassismus führen kann, diskutiert der ManyPod mit Elke Breitenbach, Elif Eralp und Gün Tank und vielen O-Tönen von BPoC-Aktivist*innen.

Jüdische Perspektiven auf rechten Terror und solidarische Allianzen

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Massimo Perinelli präsentiert ManyPod, den Podcast der Gesellschaft der Vielen.

Diese Folge ist der zweite Teil der ManyPod-Folge #9: Multidirektionales Erinnern gegen Rassismus und Antisemitismus.

In der postmigrantischen Erinnerungsarbeit erscheint die jüdische Position immer wieder als Leerstelle, sei es in der Arbeit zum NSU-Komplex oder der Begehung des 8. Mai als „Tag des Zorns“. Mit Naomi Henkel-Gümbel, einer angehenden Rabbinerin und Überlebenden des Anschlags auf die Synagoge in Halle 2019, und mit Hannah Peaceman, Mitherausgeberin der Zeitschrift Jalta, sprechen wir über neue multidirektionale Selbstverständlichkeiten in der solidarischen Arbeit nach den Anschlägen von Hanau und Halle.

Über diesen Podcast

ManyPod - der Podcast für die Gesellschaft der Vielen

Von und mit Massimo Perinelli.

The Umvolkung is finally here! Der ManyPod ist ein Gesprächs-Podcast, der euch die Kämpfe der Migration um die Ohren hauen möchte. Wir unterhalten uns mit Freund*innen und Genoss*innen aus der Bewegung, der Wissenschaft, Kultur und Politik darüber, wie wir die Verhältnisse zum Tanzen bringen können.

von und mit Massimo Perinelli

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