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Ist die Linke noch zu retten?

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In dieser Folge geht es um das Verhältnis der Linken zur Frage der Migration. Denn die Partei scheint sich auch nach dem Weggang von Sahra Wagenknecht und ihrer Ressentiment-geladenen Rhetorik schwer zu tun mit dem Thema. Viele migrantische oder postmigrantische Akteure und Initiativen scheinen enttäuscht, gleichzeitig äußern sie aber auch Erwartungen und knüpfen Hoffnung an die Erneuerung der Partei.

Der ManyPod fragt deshalb die Bundestagsabgeordnete der Linken Clara Bünger und die Migrationsforscherin Manuela Bojadžijev: «Ist die Linke noch zu retten? Und wie können Postmigrantische Strategien für eine linke Politik auf der Höhe der Zeit aussehen?» Es geht also um die komplizierte Beziehung zwischen Linker Politik und migrantischen Perspektive, Interventionen und Realitäten.

Manuela Bojadžijev ist Professorin für Migration am Institut für Europäische Ethnologie an der HU Berlin. Sie ist Mitinitiatorin des Projekts «Transforming Solidarities», in deren Rahmen die «Berliner Erklärung zur Verteidigung der Migrationsgesellschaft» entstanden ist.

Clara Bünger ist Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke. Sie ist Volljuristin, arbeitete in einer internationalen Menschenrechtskanzlei und leistete Rechtsberatung für die Refugee Law Clinic.

Weiterführende Links:
- Clara Bünger auf Instagram: https://www.instagram.com/clara.buenger
- Berliner Erklärung – In Verteidigung der Migrationsgesellschaft: https://transformingsolidarities.net/de/news/berliner-erklaerung-in-verteidigung-der-migrationsgesellschaft/
- Transforming Solidarity: https://transformingsolidarities.net/de/

Lesehinweise:
- Massimo Perinelli: Messer, Merz und Migration: https://www.rosalux.de/news/id/52637
- Volker M. Heins, Frank Wolff: Hinter Mauern. Geschlossene Grenzen als Gefahr für die offene Gesellschaft. Berlin 2023: https://www.suhrkamp.de/buch/hinter-mauern-t-9783518128077
- Gespräch mit Clara Bünger und Bernd Kasparek: Die GEAS-Reform als Kipppunkt? Abschottung und autoritäre Wende im neuen «Asylkompromiss». In Luxemburg, Oktober 2023: https://zeitschrift-luxemburg.de/artikel/die-geas-reform-als-kipppunkt/

[Anmerkung der Redaktion: Bei Minute 52:38 sagt Manuela Bojadzijev, dass in die Türkei seit drei Jahren niemand abgeschoben wird. Mit dieser Aussage bezieht sie sich nur auf Geflüchtete ohne türkische Staatsbürgerschaft, die über die Türkei als «sicheren Drittstaat» eingereist sind.]

Dossier «Gesellschaft der Vielen»: https://www.rosalux.de/gesellschaft-der-vielen

Alle Podcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung: https://www.rosalux.de/podcasts
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Roma* Power – 500 Jahre Widerstand gegen Antiziganismus

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Seit jeher kämpft die größte Minderheit Europas, die Rom*nja und Sinti*zze, auf unterschiedliche Weise gegen Antiziganismus, menschenverachtende Stigmatisierung und extreme Entrechtung und für Erinnerung, Aufarbeitung und Gerechtigkeit.

Kurz vor dem Internationalen Tag der Roma am 8. April diskutiert der ManyPod mit Romeo Franz, Kenan Emini, Milena Ademovic und Hamze Bytyci über die Geschichte der Sinti*zze und Rom*nja in Deutschland, ihre Kämpfe gegen Abschiebung und Diskriminierung und ihre vielfältigen kulturellen und politischen Interventionen. Mit Musik von Romeo Franz und feinsten Romani-Pride-Hip-Hop der Formation von Kastro Microphone Master, Romaniuss Pryme und GIP5Y.

«Wenn der Damm bricht» - 50 Jahre wilde Streiks

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Anfang der 1970er Jahre erschütterten hunderte wilder Streiks die bundesdeutsche Industrie. Vor allem die sog. Gastarbeiter kämpften entschieden für besser Arbeitsbedingungen, aber darüber hinaus auch für ein Ende ihrer umfassenden Diskriminierung. Wir hören außerdem das 15minütige Hörspiel von Mesut Bayraktar «Wenn der Damm bricht» und diskutieren mit dem Autor über den Ford-Streik von August 1973 und warum dieser, trotz seiner Niederlage, heute eine stolze Erzählung von Solidarität und Selbstbewusstsein migrantischer Eltern und Großeltern darstellt.

Im Anschluss sprechen wir mit Florian Weis über die Transformation der Gewerkschaften, und warum heutige Kämpfe den historischen Blick auf gelingende und misslingende Solidaritäten brauchen.

Mesut Bayraktar ist Autor der Romane »Briefe aus Istanbul« (2018), »Wunsch der Verwüstlichen« (2021) und »Aydin – Erinnerungen an ein verweigertes Leben« (2021) sowie eines Sachbuchs zu G.W.F. Hegel »Der Pöbel und die Freiheit« (2021) als auch des Dramas »Die Belagerten« (2018). Im November 2021 wurde sein Theaterstück »Gastarbeiter-Monologe« erstaufgeführt.

Florian Weis ist Historiker und seit 1999 Mitarbeiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin und war von 2008 bis Anfang 2020 Geschäftsführendes Vorstandsmitglied. Er leitet die RLS-Gesprächskreise „Klassen und Sozialstruktur“ und „Antisemitismus / jüdisch-linke Geschichte und Gegenwart“ und hat gemeinsam mit Bernd Hüttner und Riccardo Altieri die Schriftenreihe „Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken“ publiziert.

Sprachnachrichten übers Schlonsken

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In dieser Folge ist das Kollektiv Grupa Mauczka zu Gast im ManyPod. Mit ihnen diskutieren wir über polnisch-deutsch-oberschlesische Migrationsgeschichte, über flüssig gesprochenes Wasserpolnisch und über die politisch-künstlerische Praxis des Schlonsken gegen jegliche Vereindeutigung von Zugehörigkeiten.

Grupa Mauczka präsentiert außerdem ihre 15minütige Sound-Arbeit «Sprachnachrichten übers Schlonsken», die nationalistisch gedachte Grenzen ins Wanken bringt.
Ein queeres Plädoyer für Missverständnisse als Gleitmittel post-ost-migrantischer Intervention für ein Scheitern zugeschriebener Identitäten.

Mit Julia Nitschke, Natalie Pielok und Tubi Malcharzik.
Bild: Kollektiv Grupa Mauczka

#1: « … dass Menschen sich mehr mit den Perspektiven aus Post Ost befassen»

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Manypod passes the Mic: Geschichten vom Ankommen

2022 flüchteten viele Menschen aus der Ukraine nach Deutschland und trafen hier auf unterschiedliche Communities aus dem postsowjetischen Raum, die das Ankommen erleichterten. Russisch und Ukrainisch gehören zu den aktiven Sprachen in den Familien, die in den 1990er Jahren oder später als «Russlanddeutsche» oder «jüdische Kontingentflüchtlinge» einwanderten, viele andere kamen als Student*innen oder Arbeitsmigrant*innen und blieben oft. Zum Arbeiten, Studieren, Leben gingen auch viele Menschen aus der ganzen Welt in die Ukraine und mussten nach dem russischen Überfall ebenso fliehen.

Sehr unterschiedliche Erfahrungen, Erlebnisse und Erzählungen kommen neu in Deutschland an und treten mit den älteren Geschichten der Einwanderung ab den 1990er Jahren in den Austausch. Welche Geschichten erzählen die ankommenden Menschen und was erzählen diejenigen, die seit Längerem hier sind? Oder diejenigen, deren Eltern und Großeltern gekommen sind, und die, die als Kinder mitgenommen wurden?

Verbinden sich die Geschichten oder führen sie in verschiedene Richtungen? Wer möchte diese Geschichten hören und mit ihnen in Berührung kommen? «Geschichten vom Ankommen» fordert junge Menschen in Berlin und anderswo auf, ihre Geschichten vom Ankommen in Deutschland zu erinnern, sie zu erzählen, nach ihnen zu fragen, sie aufzuzeichnen – und sie mit anderen zu teilen.

In Folge 1 spricht Sofia mit Mascha, die 1995 mit drei Jahren aus Kasachstan mit ihrer Familie nach Nordrhein-Westfalen kam. Es geht um die selbstbestimmte, offene Bezeichnung «Post Ost», um das Verteilungsgesetz, das die Familie nach Ostberlin verschlug, und um das Aufwachsen unter stereotypen Zuschreibungen. Heute freut Mascha sich, dass ihr mit der Verbindung mehrerer Sprachen und Alltagskulturen viele Wege offenstehen.

Geschichten vom Ankommen ist ein Kooperationsprojekt der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit der Amadeu-Antonio-Stiftung. In losen Folgen veröffentlichen wir auf unserem Kanal neue «Geschichten vom Ankommen».

Zerrissene Familien – Erinnerungspolitik und Widerstand der Schweizer «Secondos»

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Staatliche Migrationspolitiken zielen oft auf die Schwächung familiärer Bindungen von Arbeitsmigrant*innen. Familiengründungen werden erschwert, teilweise unmöglich gemacht und bestehende Familien oftmals zerstört. Die Geschichte staatlicher Biopolitik destabilisiert systematisch migrantisches Leben, um es auf diese Weise stärker unterwerfen und ausbeuten zu können.

In der Schweiz organisiert sich die Zweite Generation der damaligen Gastarbeiter*innen vor allem aus Italien, die sog. Secondos, und arbeitet diese traumatische Geschichte struktureller Gewalt auf.

Der ManyPod spricht mit Paola De Martin von TESORO, dem Verein für die Aufarbeitung des Leids illegalisierter migrantischer Familien in der Schweiz.

Paola De Martin ist italo-schweizerische Pädagogin, Designerin und Historikerin. Sie ist Co-Leiterin der ethnografisch-künstlerischen Arbeitsgemeinschaft Schwarzenbach-Komplex für eine multidirektionale, lebendige Erinnerung an Rassismus und Widerstand in der Schweiz. Im Rahmen des postmigrantischen Institut Neue Schweiz INES engagiert sie sich für die Aufarbeitung des Leids illegalisierter Saisonnierfamilien und ist Präsidentin des Vereins TESORO, der sich dieser Aufarbeitung widmet.

Böllern gegen den Staat?

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Die entgrenzten Debatten, die sich nach der Silvesternacht entsponnen haben, sind bis heute nicht abgerissen. Viele Stimmen aus Politik und Medien überschlagen sich darin, rassistische Stereotype über migrantische Jugendliche, vor allem aus dem Berliner Bezirk Neukölln, zu verbreiten. Was aber ist der Grund für diese beispiellose mediale politische Hetze gegen die migrantische Bevölkerung in Berlin und in ganz Deutschland? Und was kann einer Berichterstattung entgegengesetzt werden, die postfaktisch, selektiv und ahistorisch argumentiert?

Diese Fragen diskutiert Massimo Perinelli vom ManyPod mit der politischen Bildnerin, meinungsstarken Journalistin und kommunistischen Influencerin Simin Jawabreh.

Simin Jawabreh ist 25 Jahre alt. Sie absolviert an der FU Berlin ihren Master in Politikwissenschaft und arbeitet als studentische Hilfskraft an der Humboldt-Universität im Bereich Politischer Theorie und in der politischen Bildungsarbeit zu Dekolonialismus, Marxismus und Sicherheit. Sie ist als Kommunistin in diversen antirassistischen Bewegungen aktiv und schreibt auch journalistisch. Auf Instagram (@siminjawa [https://www.instagram.com/siminjawa]) bezeichnet sie sich ironisch als „Professionelle Krawallbarbie“, doch ihre Inhalte sind meist ernst: Es geht um Kapitalismus, Kolonialismus, Polizeigewalt – und darum, wie wir all das überwinden können.

Foto: Doro Zinn

Gegen die Zeit! Intersektionale Perspektiven auf den globalen Zeitdiebstahl

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Zeit läuft nicht für alle gleich. Geflüchtete und entrechtete Menschen werden mit Gewalt stillgelegt und warten darauf, dass ihr Leben endlich anfängt. Warten ist eine Herrschaftstechnik, die Ungleichheit erzeugt, unterschiedliche Geschwindigkeiten für unterschiedliche Menschen erlaubt, und eine unterschiedliche Verteilung von Hoffnung bedeutet. Die Zeit des Wartens ist entwertet, leer, und gilt als unproduktiv. Ebenso jene Zeit der unsichtbaren, weiblich konnotierten Fürsorge-Arbeit.

Mit Friederike Beier und Shahram Khosravi diskutiert der ManyPod über die kapitalistische Ausbeutung, die über den globalen Diebstahl der Zeit von Migrant*innen, Frauen* und anderen marginalisierten Gruppen stattfindet. Und darüber, welches transformative Potential darin liegt, wenn Menschen nicht mehr auf Dinge warten wollen, die niemals kommen werden, wenn also die falsche Hoffnung des Spätkapitalismus in revolutionären Pessimismus umschlägt, wie derzeit im Iran und an anderen Orten.

Unversöhnliches Erinnern: Max Czollek und Mohammed Jouni im Gespräch

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Unser Wissen über die Geschichte rassistischer Gewalt, die Migrant:innen, Juden und Jüdinnen, Schwarze Deutsche, Roma und Sinti und alle anderen trifft, die als nicht Deutsch (genug) gelten, speist sich aus der transgenerationalen Weitergabe durch die Betroffenen dieser Gewalt. Erinnerungen bzw. ihre gewaltvollen Unterbrechungen sind grundlegend für die (fehlende) Trauer und die (Un-)Möglichkeit der Durcharbeitung kollektiv erlebter Traumata. Sich zu erinnern bedeutet auch eine gesellschaftliche Aufforderung, das Unrecht zu benennen und dafür zu sorgen, dass es sich nicht wiederholt. Erinnerungen machen daher die Konflikte sprechbar, während der Wunsch nach Versöhnung die Aufgabe gesellschaftlicher Wiedergutmachung überspringt und die Kontinuitäten von Rassismus verschleiert.

Mit Max Czollek und Mohammed Jouni sprechen wir über die Bedrohung durch rechte Gewalt, über das Phantasma von Integration, über deutsches Versöhnungstheater und über migrantische und jüdische Rache.

Max Czollek hat an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft studiert und im Fachbereich Antisemitismusforschung an der Technische Universität Berlin promoviert. Er ist Autor vieler Texte und Bücher, 2018 erschien der viel diskutierte Band «Desintegriert Euch!» sowie der Band «Gegenwartsbewältigung», Anfang 2023 wird sein neues Buch «Versöhnungstheater» erscheinen. Er arbeitet außerdem als Kurator bei der «Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD)», ein Projekt der Leo Baeck Foundation zu pluralistischen Erinnerungskulturen.

Mohammed Jouni ist im Vorstand des Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V. (BumF) und arbeitet im Berliner Betreuungs- und Beratungszentrum für junge Flüchtlinge und Migrant*innen (BBZ). 2005 hat er die Selbstorganisation d«Jugendliche ohne Grenzen» (JoG) mitbegründet. Als Lobbygruppe junger Geflüchteter spielte sie eine zentrale Rolle für die sogenannte Altfallregelung, die 2007 verabschiedet wurde. Für sein Engagement wurde ihm im November 2021 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Ukrainische Geflüchtete: Welcome! Teil 2

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Im 2. Teil der Folge Ukrainische Geflüchtete: Welcome! Willkommenskultur 2.0 und anti-slawischer Rassismus setzen wir die Gespräche des 1. Teils fort mit Expertinnen zum Thema, die außerdem alle selbst osteuropäische Migrationsbiografien besitzen.

Wie kann die breite Solidarität gegenüber Menschen aus der Ukraine zum Vorbild für den Umgang mit allen Geflüchteten werden, damit nicht die Solidarität mit den einen den Preis der Entsolidarisierung mit den anderen kostet? Der ManyPod rückt dabei den anti-slawischen Rassismus, der mit dem Krieg wieder erstarkt ist, in das Blickfeld und nimmt eine empathische Haltung ein, die alle Menschen aus Osteuropa mit einschließt.

Dafür haben wir uns mit der Integrationsbeauftragten Katarina Niewiedzial, der stadtpolitischen Expertin Anastasia Blinzov und der Rassismusforscherin Ana Danilina über ihre Erfahrungen mit anti-slawischem Rassismus und den Möglichkeiten einer nicht-spaltenden Solidarität unterhalten.

Über diesen Podcast

ManyPod - der Podcast für die Gesellschaft der Vielen

Von und mit Massimo Perinelli.

The Umvolkung is finally here! Der ManyPod ist ein Gesprächs-Podcast, der euch die Kämpfe der Migration um die Ohren hauen möchte. Wir unterhalten uns mit Freund*innen und Genoss*innen aus der Bewegung, der Wissenschaft, Kultur und Politik darüber, wie wir die Verhältnisse zum Tanzen bringen können.

von und mit Massimo Perinelli

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